Gustav Klimt
(Wien 1862 - 1918 Wien)
Studie zu dem Gemälde Freundinnen, 1907/08
Rote und blaue Kreide auf Papier, 55 x 34,8 cm
Nachlassstempel
Provenienz:
Nachlass Klimt
Sammlung Kammersänger Professor Anton Dermota (1910-1989), Wien;
Sammlung Marian Dermota, Wien.
Ausstellung:
Gustav Klimt, 1862-1918: Zeichnungen. Gedächtnisausstellung, Wien, Graphische Sammlung Albertina 16. Oktober bis 16. Dezember 1962, Nr. 126.
Literatur:
Alice Strobl, Gustav Klimt. Die Zeichnungen 1904-1912, Salzburg 1982, Band II, Nr. 1926, Unbekleidete und bekleidete Frau nach links stehend, S. 224, Nr. 1926
Gustav Klimt hat die beiden Frauenfiguren zart mit roter Kreide angelegt. Eine Aktfigur steht halb verdeckt hinter einer Frau in bodenlangem Kleid. Angetan mit gesteckter Hochfrisur und Ohrringen, wirft sie ihrer Begleiterin einen koketten Blick zu. Ort und nähere Umstände der Szene bleiben unbestimmt. Die Augenbrauen der bekleideten Dame sind mit blauer Kreide betont, die Scham des Aktes ist mit roter Schraffur akzentuiert. Die modischen Hochfrisuren sind lediglich im Umriss angelegt.
Alice Strobl ordnet unser Blatt als Studie des Gemäldes Freundinnen (Die Schwestern) von 1907/08 ein (Abb. 1). [1] Im Jahr 1908 präsentierte Klimt dieses hochformatige Gemälde zusammen mit weiteren ikonischen Werke auf der Kunstschau in Wien: Liebespaar (der Kuss), Danaë, die Drei Lebensalter, sowie drei Damenporträts. [2] Weshalb das Werk den Titel Die Schwestern und wahlweise Freundinnen trägt ist nicht bekannt.[3] Von Interesse ist weiterhin der enge Bezug unserer Zeichnung zu einem späteren Gemälde Klimts, ebenfalls Freundinnen betitelt, von 1916/17 (Abb. 2).[4] Die geäußerte Vermutung, Prostituierte hätten Klimt für Freundinnen Modell gestanden, würde durch unsere Rötelzeichnung untermauert und wäre innerhalb Klimts Oeuvre auch nicht singulär.[5]
Während in unserem Blatt das extreme Hochformat des Gemäldes zwar angelegt, aber noch nicht fixiert ist, wird es in einer weiteren Studie in Privatbesitz bereits sehr klar definiert (Abb. 3). Die Anregung für solche Hochformate, die sich auch bei anderen Künstlern der Jahrhundertwende finden, lieferten japanische Farbholzschnitte. Das Hochformat könnte aber auch direkt durch Lithografien Toulouse-Lautrecs inspiriert sein, die Klimt bekannt waren.[6]
- siehe Novotny, Fitz u- J. Dobai, Gustav Klimt, Salzburg 1975 (2), Kat. Nr. 157.
- siehe Katalog der Kunstschau Wien 1908, Wien 1908, S. 60.
- Novotny/ Dobai 1975 (2), Kat. Nr. 157.
- Ehemals Schloss Immendorf, Niederösterreich,1945 verbrannt
- siehe Fellinger, Markus, Freundinnen I (Die Schwestern), 2020 <https://sammlung.belvedere.at/objects/13593/freundinnen-i-die-schwestern;jsessionid=F1036767891387535BD7D0B5DB7D7654> (aufgerufen am 10.03.2021).
- Strobl 1982 (2), S. 224 und Novotny/Dobai 1975 (2), S. 50.
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