Max Liebermann

Max Liebermann
(1847 - Berlin - 1935)

Sonntagnachmittag in Laren - Kirchgang in Laren, 1898

Öl auf Leinwand, 113 x 152 cm
Signiert unten rechts M. Liebermann

Provenienz:
Kunsthandel, Berlin, 18981;
Privatbesitz, Berlin, 19002;
Albrecht Guttmann, Berlin, 1911-19173;
Auktion Galerie Cassirer, Berlin, 18. Mai 1917, Moderne Gemälde – Die Sammlung A. Guttmann und Nachlass eines Berliner Sammlers“, Lot 46, Käufer laut Auktionsprotokoll: M. Schwersenz, Berlin 53.010 Mark;
Martin Schwersenz, Berlin (1863-1943)4;
Sammlung Alfred und Gertrud Sommerguth, Berlin/New York, xx - bis Dezember 1944. 1940-1944 befand sich das Gemälde in Obhut bei Fritz Nathan, St. Gallen, Schweiz;
Galerie Fischer, Luzern, 10.12.1944 - 1945, angekauft für 7.500 CHF von Fritz Nathan, St. Gallen;
Hans Soraperra-Blattmann (1889-1969), Zürich, 1945 bis Oktober 1958;
Galerie Norbert Nusser, München, 19585;
Sammlung Schäfer, Schweinfurt, seit 1958, Inv. Nr. 69353687;
Privatsammlung, Deutschland.
2018 einvernehmliche Einigung mit den Erben nach Alfred und Gertrud Sommerguth.

Ausstellung:
Max Liebermann (1847-1935). Gemälde - Handzeichnungen - Graphik, Galerie Aktuaryus, Zürich, 8. April - 2. Mai 1945, Nr. 15;
Max Liebermann en Holland, s’Gravenhage, Haags Gemeentemuseum, 1980, S. 31, Kat. Nr. 31;
Zij waren in Laren, Laren, Singermuseum, 1989/90, Kat. Nr. 85, Abb. S. 11.

Literatur:
Max J. Friedländer, Max Liebermann, Berlin 1898, S. 94, Abb. 46;
Hans Rosenhagen, Max Liebermann, Bielefeld und Leipzig 1900, S. 97, Abb. 103;
Adelbert Matthei, ‚Der ästhetische Genuss am Bauwerk’, in Friedrich Pecht (Hg.), Die Kunst für alle, München 1901, Abb. S. 168;
Emporium, Bd. XVIII, Nr. 107, Bergamo 1903, Abb. S. 326;
Gustav Pauli (Hg.), Max Liebermann. Des Meisters Gemälde, Stuttgart und Leipzig 1911, Abb. S. 120, S. 252;
Karl Scheffler, Max Liebermann. Mit 100 Abbildungen nach Gemälden, Zeichnungen und Radierungen, München 1912, S. 70, Abb. S. 105;
Erich Hancke, Max Liebermann, sein Leben und seine Werke, Berlin 1914 und 1923,
S. 355, Abb. S. 357, S. 538;
Alfred Gold, ‚Max Liebermann - Berlin’, in Deutsche Kunst und Dekoration, Darmstadt, XX. Jahrgang, Heft 3, Dezember 1916, S. 34, Abb. S. 37;
Der Cicerone, IX. Jahrgang, Heft 1/2 , Januar 1917, S. 281;
Karl Scheffler, Max Liebermann, München 1922, Abb. S. 93, S. 94;
Gustav Pauli (Hg.), Liebermann. Eine Auswahl aus dem Lebenswerk des Meisters, Stuttgart und Berlin 1922, Abb. S. 45;
Max J. Friedländer, Max Liebermann, Berlin 1925, Abb. S. 94;
Hans Rosenhagen, Max Liebermann, Bielefeld und Leipzig 1927, S. 68, Abb. 53;
Max Liebermann in seiner Zeit, Kat. Ausst. München, Bayerische Staatsgemäldesammlungen und Haus der Kunst, Berlin, Nationalgalerie 1979/1980,
S. 556;
Matthias Eberle, Max Liebermann 1847-1935. Werkverzeichnis der Gemälde und Ölstudien, Bd. I: 1865-1899, München 1995, S. 482, Nr. 1898/5.

 

Enttäuscht vom Traditionalismus deutscher Akademien, wandte sich der junge Max Liebermann den progressiven Strömungen in Holland und Frankreich zu. In Barbizon, der Wiege des Naturalismus, studierte Liebermann die Freilichtmalerei, in Holland traf er auf Vertreter der Haager Landschaftsschule und in Paris kam er in Kontakt mit dem französischen Impressionismus. Mit dem, was der Suchende aufsog und in seinen Stil integrierte, beschritt er – stilistisch wie auch thematisch – Neuland. Liebermanns Wiedergabe einfacher ländlicher Arbeit unter Verzicht auf literarische und historische Bezüge brachte ihm zunächst harsche Kritik ein. In Berlin avancierte er zu der treibenden Kraft einer Opposition die gegen die preußisch-wilhelminische Kunstpolitik gerichtet war

Von 1874 bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges verbrachte Max Liebermann seine Sommer in Holland, seiner „Malheimat“. Liebermann lebe als Bürger in Berlin, als Maler in Holland6, so der Kunsthistoriker Max J. Friedländer. Dort lernte er auch zahlreiche Mitglieder der Haager Schule und ihres Umfeldes kennen, Jozef und Isaac Israëls, August Allebé, Jacob und Willem Maris, Anton Mauve, Jan Toorop und Jan Veth.7 Die Intensität des Kontaktes dokumentiert die seit 1892 bestehende Ehrenmitgliedschaft Liebermanns in der Hollandsche Teekenmaatschappij in Den Haag.

Das vorzustellende großformatige Gemälde, Kirchgang in Laren, ist das Ergebnis einer ganzen Reihe früherer Fassungen und Studien die Liebermann seit dem Beginn der achtziger Jahre beschäftigten.8 Das Motiv der Mädchengruppe interessierte ihn schon vor seinem ersten Aufenthalt in Laren wo er erstmals 1884 auf der Hochzeitsreise mit seiner Ehefrau Martha weilte, um die dortige Malerkolonie, die Larener Schule zu besuchen.9 Begleitet wurde das Paar von dem engen Freund Jozef Israels.10

Das großformatige Gemälde zeigt eine Gruppe von Mädchen unter den Bäumen der großen Allee in Laren beim gemeinsamen Spaziergang am Sonntagnachmittag. Die Promenade unter dem grünen Dach der Alleebäume ist ein Motiv, das Liebermann immer wieder reizte. Fünf Mädchen, mit Hauben und Hüten bekleidet, gehen in der ersten Reihe, in heiterem Geplauder, die Arme untergehakt, gefolgt von zwei weiteren Mädchen. Sie tragen Tracht mit weißen Schürzen. Die drei jungen Männer im Hintergrund rechts sind der Rest einer ursprünglich weitaus umfangreicher geplanten Gruppe männlicher Beobachter, die uns aus Zeichnungen und Studien bekannt sind.

Das fleckig durch die Alleebäume fallende Sonnenlicht, dem Liebermann große Aufmerksamkeit schenkt, lässt Schürzen und Gesichter der Mädchen aufleuchten. In den späten 1890er Jahren geht Liebermann den Weg vom Naturalismus zum Impressionismus. Das zeichnet sich auch in seiner Sammeltätigkeit ab, er besaß eine bedeutende Kunstsammlung und erwarb 1892 sein erstes impressionistisches Gemälde. Zusammen mit Hugo von Tschudi, seit 1896 im Direktor der Nationalgalerie in Berlin, bemühte er sich fortan um die Anerkennung des französischen Impressionismus in Deutschland.11

 

 


1 Siehe Max J. Friedländer, Max Liebermann, Berlin 1898, S. 94, Abb. 46.

2 Siehe Hans Rosenhagen, Max Liebermann, Bielefeld und Leipzig 1900, S. 97, Abb. 103.

3 Siehe Matthias Eberle, Max Liebermann 1847-1935. Werkverzeichnis der Gemälde und Ölstudien, Bd. I: 1865-1899, München 1995, Nr. 1898/5, S. 482.

4 Kommissionär für Kunstsachen in Berlin seit 1916. Antiquitäten- und Kunsthandel. 1937 Abmeldung seiner Firma; gehörte als Jude nachweislich zu den Kollektiv-Verfolgten des NS-Regimes.

5 Siehe Anzeige in: Weltkunst, Jg. XXVIII, Nr. 20, 1958, Abb. S. 61: Anzeige Kunsthandlung Norbert Nusser & Sohn München: Max Liebermann “Sonntagnachmittag in Laren“.1898. Öl/Lwd., 147x110 cm, sign.“

6 Max J. Friedländer, Max Liebermann, Berlin 1924, S. 42.

7 Vgl. Max Liebermann und die Holländer, Kat. Ausst. Hannover, Niedersächsisches Landesmuseum, Assen, Drents Museum, Zwolle 2006.

8 Matthias Eberle, Max Liebermann 1847-1935. Werkverzeichnis der Gemälde und Ölstudien, Bd. I: 1865-1899, München 1995, Nr. 1882/24-26, 1894/13-14, 1896/7-8.

9 Vgl. Anna Wagner, Max Liebermann in Holland, Bad Honnef 1973 S. 21.

10 Vgl. Barbara Gaehtgens, ‚Holland als Vorbild’, in Max Liebermann, Jahrhundertwende, Kat. Ausst. Berlin, Alte Nationalgalerie, 1997, S. 88-90.

11 Vgl. Thomas W. Gaehtgens, ‚Liebermann und der Impressionismus’, in Max Liebermann, Jahrhundertwende, op. cit., S. 93-94.

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