Johan Christian Clausen Dahl – VERKAUFT

Johan Christian Clausen Dahl (Bergen 1788 - 1857 Dresden)

Die Oder nahe Swinemünde bei Mondschein, Dresden 1839

Öl auf Papier auf Holz, 6,9 x 11,8 cm
Signiert und datiert unten rechts Dahl 1839
Rückseitig handschriftliche Widmung Dahls Pfarrer Doct. Hille. Als Erinnerung meiner Reise auf Deck unweit Schwinemünde zum freundl. Andenken. Von JDahl Dresden 24 Dec. 1839. Gemalt auf einer Einladungskarte zur Monatsversammlung des Dresdner Botanikvereins FLORA

Provenienz:
Dr. Hille, Dresden[1] (Geschenk Dahls an Hille)
P. Simonsen, Christiania (1888)
Schiffsbesitzer Johan Mohn, Oslo
Privatbesitz, Oslo

Ausstellungen:
Christiania Kunstforening, heute Oslo, 1888, Kat. Nr. 108

Literatur:
Johan H. Langaard, J.C. Dahl's verk, Minneutstilling, Oslo, Kunstnernes Hus, 1937, Nr. 493
Marie Lødrup Bang, Johan Christian Dahl, 1788-1857. Life and Works, Catalogue Raisonné, Oslo 1987, Bd. II, Nr. 899, Bd. III, Tafel 383, Abb. Nr. 899
Klaus Haese und Uwe Schröder, Johan Christian Dahl, Swinemünde bei Mondschein, Pommersches Landesmuseum, Greifswald, in Kulturstiftung der Länder (Hg.), Patrimonia, Bd. 361, 2012, S. 13, Abb. 9

 

In mir herrscht vielleicht die Vorliebe zu Seeküsten, Gebirgsgegenden, Wasserfällen, Seeschiffen und Häfen bei Tageslicht oder Mondschein.[2] (Dahl 1828)

Unsere Ölskizze war aller Wahrscheinlichkeit nach eine Weihnachtsgabe Dahls an seinem Freund, Pfarrer Dr. Hille, in Dresden.

Auf der Heimreise von seiner dritten Norwegenreise 1839 hatte der Maler eine für ihn neue Reiseroute gewählt:[3] von Kristiana, dem heutigen Oslo, ging es mit dem Schiff nach Göteborg, dann weiter von Ystad an der südschwedischen Küste über die Ostsee in die Swine, einen Mündungsarm der Oder, an dem Swinemünde liegt, damals eine wichtige preußische Hafenstadt. Am 8. Oktober 1839 hielt Dahl von Deck aus, seine Eindrücke der Stadt in zwei kolorierten Bleistiftzeichnungen fest.

 

Dahl_Swinemuende_Fig1

Abb. 1 Swinemünde bei Mondnacht, 1840, 54,4 x 82 cm

Im Dezember 1839 verwendete der Künstler diese Vorlagen für zwei kleine Nachtstücke in Öl. Eines, mit einer Windmühle am rechten Bildrand, jedoch ohne Segelschiff, versandte er im Dezember an Frau von Coopmans nach Brüssel.[4] Das andere, unsere Ölstudie, zeigt die Stadtsilhouette bei Nacht. Silbern spiegelt sich, fast gänzlich hinter Wolken versteckt, stimmungsvoll der Mond im Wasser. Die Takelage des großen Segelschiffes und das Beiboot setzen sich gegen den in violette Töne getauchten Nachthimmel ab. Der hochaufragende, gotisierende Kirchturm auf der linken Seite ist eine freie Erfindung des Malers. Die Motivbereicherung[5] übernahm er 1840 auch in die Komposition des großformatigen Gemäldes Swinemünde bei Mondnacht (Abb. 1), das sich heute im Pommerschen Landesmuseum befindet.[6]

Neben der Zeichnung LV. 592 des Liber Veritatis vermerkte der Maler, dass er die Mondscheinszene, gemalt auf einer Flora Karte, 1839 an Dr. Hille verschenkt habe.[7] Das Liber Veritatis ist eine Sammlung von Zeichnungen, die der Maler seit Mitte der 1820er-Jahre zu seiner Erinnerung an verkaufte oder verschenkte Werke fertigte, meist mit Maßen und Informationen zum Eigentümer des zugehörigen Gemäldes versehen. Dahl war Mitglied der Dresdner Flora, der Gesellschaft für Botanik und Gartenbau. Der Maler hat die monatlich versandten Einladungskarten des Öfteren als Malkartons für kleine Ansichten – so auch für unsere Ölstudie – genutzt, die er dann gerne als Freundschaftsgaben verschenkte.[8]

Nach Beendigung seines Studiums an der Akademie der schönen Künste in Kopenhagen, begab sich der Norweger im Sommer 1818 auf die ‚Grand Tour’ und machte im Herbst des Jahres in Dresden Halt. Er freundete sich mit Caspar David Friedrich an. Im Anschluss an seine 1820 begonnene Italienreise ließ er sich 1821 dauerhaft in Dresden nieder. Ab 1823 lebte er gemeinsam mit Friedrich in einem Haus mit Blick auf die Elbe. Dahl ist zusammen mit Friedrich und Carl Gustav Carus der wichtigste Dresdner Künstler der Epoche und für die deutsche Malerei der Romantik prägend.[9]


[1] Dr. Hille aus Dresden war ein guter Freund Dahls und besaß vier Bilder des Malers. Vgl. Bang, op. cit., Bd. II, Nr. 332, 819, 899 und 923.

[2] Zitiert nach Jan Drees, ‚Johan Christian Dahl und sein Weg zur Natur’, in Herwig Guratzsch (Hg.), Johan Christian Dahl, der Freund Caspar David Friedrichs, Kat Ausst. München, Haus der Kunst, Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseum Schloss Gottorf, Schleswig 2002, S. 15, Anm. 1.

[3] Dahl reiste nach Norwegen in den Jahren 1826, 1834, 1839, 1844 und 1850.

[4] Johan Christian Dahl, Swinemünde bei Mondnacht, 1840, Öl auf Leinwand, 54,4 x 82 cm, Pommersches Landesmuseum, Greifswald, Inv. Nr. aa002345. Vgl. Bang, op. cit., Bd. II, Nr. 908.
Eine größere Ölstudie ebenfalls von 1839 befindet sich in der Kunstsammlung in Bergen: Johan Christian Dahl, Swinemünde bei Mondnacht, 1839, Öl auf Leinwand, 22,3 x 31,7 cm, Kunstmuseum Bergen, Inv. Nr. BB.M. 1005. Vgl. Bang, op. cit., Bd. II, S. 276, Nr. 898.

[5] Johan Christian Dahl, Die Oder nahe Swinemünde bei Mondschein, Öl auf Papier auf Karton, 7,3 x 12 cm, signiert und datiert JDahl 1839, Privatbesitz Hamburg. Vgl. Bang, op. cit., Bd. II, S. 276, Nr. 900.

[6] Auch Caspar David Friedrich, Dahls Wohnungsnachbar in Dresden seit 1820, vereinigte in seinen Werken Motive, die in der Zusammenstellung nicht mehr den tatsächlichen topographischen Gegebenheiten verhaftet waren. Vgl. Haese / Schröder, op. cit., S. 13, 15.

[7] Vgl. Bang, op. cit., Bd. II, S. 276.

[8] Vgl. Bang, op. cit., Bd. II, S. 27-28.

[9] Hans-Joachim Neidhardt, 'Johan Christian Dahl – ein norwegischer Maler in Dresden', in Johan Christian Dahl 1788-1857. Ein Malerfreund Caspar David Friedrich, Kat. Ausst., München, Neue Pinakothek, München 1988, S. 15-19.

 

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