Thorald Læssøe (Frederikshavn 1816 - 1878 Kopenhagen)
Die Neapolitanische Küste im Morgengrauen
Öl auf Leinwand, 20,2 x 29,5 cm
Provenienz:
Der Maler Lorenz Frølich (1820-1908)
Seine Nachkommen, Kalifornien, USA
Auktion Museumsbygningen Kunstauktioner, 7. Juni 2004, Lot 101
Privatsammlung, Kanada
Diese kleine plein-air Landschaft zeigt nicht nur die natürliche Schönheit Italiens, sondern zeugt auch von dem kulturellen Austausch und Dialog im Europa des 19. Jahrhunderts. Sie wurde vom dänischen Maler Thorald Læssøe gemalt, der seine Ausbildung während einer äußerst produktiven Zeit der Malerei, dem Goldenen Zeitalter Dänemarks, erhielt. Wie viele seiner Zeitgenossen reiste er nach Rom, um dort einem internationalen Kreis von Künstlern beizutreten, die sich in der Ewigen Stadt weiterbildeten und Ideen austauschten. Ein beliebter Anlaufpunkt der Dänen war das Atelier des erfolgreichen Bildhauers Bertel Thorvaldsen, der eine Schlüsselfigur der römischen Gesellschaft darstellte.
Ab dem 19. Jahrhundert wurde das Malen von Landschaften en plein-air unter den Künstlern in Rom immer beliebter. Bevor Læssøe nach Rom aufbrach, hatte er das Glück, im Kopenhagener Atelier des berühmten Malers Christen Købke zu arbeiten, wo er sicherlich die Möglichkeit hatte, dessen plein-air Skizzen zu studieren, welche während einer Italienreise entstanden sind.
Unser Bild stellt kein offensichtliches Highlight der Grand Tour dar, aber es zeigt Læssøes Interesse an atmosphärischen Erscheinungen. Die raffinierte Komposition ist auf den immensen Himmel fokussiert, den vor allem dunkle, aber auch einige helle Wolken im Hintergrund füllen. Die Wolken werden vom Wasser, in dem sich ihre Konturen auflösen, reflektiert. Die Berge bilden eine einheitliche graue Fläche, welche im Kontrast zu dem Licht der Morgendämmerung steht.
Thorald Læssøe hatte ein sehr gutes Verhältnis zu den dänischen Landschaftsmalern seiner Generation, wie zum Beispiel Peter Christian Skovgaard, Lorenz Frøhlich und Johan Thomas Lundbye. Sie haben oft zusammen gemalt und sich hin und wieder gegenseitig porträtiert (Abb. 1). Die Neapolitanische Küste im Morgengrauen war höchstwahrscheinlich ein Geschenk von Læssøe an Lorenz Frøhlich, in dessen Familie es blieb, bis seine Urenkelin es im Jahr 2004 verkaufte.