Thomas Fearnley _ VERKAUFT

Thomas Fearnley
(Fredrikshald, Norwegen 1802 - 1842 München)

Das Flöhatal bei Grünhaininchen, Sachsen, September 1829

Öl auf Leinwand, 37 x 54,5 cm
Signiert und datiert unten rechts Th. Fearnley pxt. / Sept. 1829.
Rückseitig zwei Klebeetikette Grünhainchen bey Augustusburg in Sachsen von T. Fearnley gemalt 1829 und Partie aus dem Erzgebirge, Grünhainichen bei Augustusburg in Sachsen.

Provenienz:
Privatsammlung, Berlin.

 

Der Norweger Thomas Fearnley ist in mehrfacher Hinsicht ein typischer Repräsentant seiner Generation. Angetrieben von dem Wunsch, sich mit den aktuellen künstlerischen Strömungen und den führenden Künstlern seiner Zeit auseinanderzusetzen, bereiste er ruhelos ganz Europa und hielt sich kaum länger als zweieinhalb Jahre an einem Orte auf und verkörpert so den Typus des reisenden Künstlers im frühen 19. Jahrhundert in nahezu idealer Weise. Nach einer Ausbildung in Stockholm – Norwegen hatte zu dieser Zeit noch keine Akademie – besuchte er Anfang des Jahres 1829 seinen älteren Freund und Landsmann, den zu dieser Zeit schon recht renommierten Maler Johan Christian Dahl, in Dresden. Mit Caspar David Friedrich, Carl Gustav Carus und Dahl war Dresden damals ein bedeutendes Zentrum zeitgenössischer Malerei in Deutschland. Dahl und Friedrich lehrten zwar nicht an der Dresdner Akademie, doch unterrichteten beide in ihren Ateliers, die sich seit 1823 in dem gleichen Haus, An der Elbe 33, befanden – Friedrich lebte im zweiten Stockwerk, Dahl bewohnte die beiden oberen Geschosse.1

Dem jungen Fearnley ermöglichte sein Aufenthalt in Dresden die Auseinandersetzung mit und den Anschluss an die modernsten künstlerische Strömung der Zeit: die Dresdner Romantik. Nicht nur konnte er die Werke von Caspar David Friedrich, Carl Gustav Carus, Johan Christian Dahl und anderen studieren, sondern er ist sicherlich auch in die kunsttheoretischen Diskussionen eingetaucht, die diese Künstler bewegten und die bis zum heutigen Tag die Grundlagen deutscher romantischer Landschaftsmalerei geblieben sind. Mit Dahl verband Fearnley eine besondere Nähe und er machte sich dessen Forderung nach Realismus in der Naturdarstellung zu eigen. Unter Dahls Anleitung fertigte er Ölskizzen en plein-air. Bald adaptierte er mit erstaunlicher Virtuosität Dahls klare, freie Handhabung der Farbe und dessen Interesse an der malerischen Umsetzung natürlicher Lichtsituationen.2 Geeignete Motive fanden Fearnley und Dahl in Dresden und seiner landschaftlich reizvollen nahen und weiteren Umgebung. Im September 1829 entstand die Konzeption für vorliegendes Gemälde auf einer kurzen Reise Fearnleys durch das nahe gelegene Erzgebirge bis nach Chemnitz. In einem Skizzenbuch, heute im Nasjonalmuseet in Oslo, kann man mit Hilfe der datierten und/oder bezeichneten Zeichnungen folgende Reiseroute rekonstruieren: Dresden, Freiberg, 20. September Lichtenwalde, 22. September Erzgebirge mit Augustusburg im Hintergrund, 22. September Gornau, 23. September Chemnitz.3 Um den 21./22. September machte er Halt im „Flöha Tal“.

Abb. 1 Thomas Fearnley, Das Flöha Tal, 1829, Bleistift auf Papier, 200 x 136 mm,
Oslo, Nasjonalmuseet, Inv. Nr. NG.K&H.A.03793-013

Von den Vorzeichnungen und Ölskizzen am 21./22. September vor Ort, die Fearnley kurz darauf im Atelier als Gedächtnisstütze für die Anfertigung vorliegenden Gemäldes verwendete, hat sich in Oslo eine Vorzeichnung (Abb. 1) erhalten. Sie zeigt eine Flussbiegung der Flöha, eingebettet in die bewaldeten Berge des Erzgebirges bei Grünhaininchen in der Nähe des Städtchens Augustusburg – wie wir ein einem alten Etikett auf der Bildrückseite entnehmen können. Eine einsame Bäuerin folgt einem grob gepflasterten Weg entlang der Flöha bis zu einem Gehöft am Rande eines Tannenwaldes gelegen. Ebenso wie in Dahls Frühwerk ist auch in Fearnleys Gemälde die Tradition der niederländischen Landschaft des 17. Jahrhundert sichtbar. Neu ist der veristische Umgang mit Licht und Farbe, die Einbindung des Menschen in die Natur, die den Betrachter in jene für die Dresdner Romantik so typische Gestimmtheit versetzt, der auch eine transzendentale Komponente inne wohnt.

Nach 18 Monaten in Dresden zog es Fearnley weiter: Er reiste nach Prag und Nürnberg, zu den Seen des Salzkammergutes und schließlich nach München, wo er sich für zwei Jahre niederließ.4 Nach einem Aufenthalt in Italien kehrte er 1835 über Frankreich und England zurück nach Norwegen. Dort heiratete er Cecilia Catharine Andresen, die Tochter seines Förderers. Ihr Sohn Thomas kam 1841 in Amsterdam zur Welt. Die Familie zog gemeinsam nach München, wo Fearnley an Typhus erkrankte und im Januar 1842 starb.

Thomas Fearnley ist einer der wichtigsten Protagonisten der nordeuropäischen Landschaftsmalerei des frühen 19. Jahrhunderts. Das vorgestellte Gemälde zeigt beispielhaft die frühe Prägung, die ihm durch die Dresdner Romantiker zu Teil wurde, und führt auch eindrucksvoll vor Augen, dass er zu den eindrucksvollsten Vertretern dieser Schule gehört und in einer Reihe mit Dahl, Friedrich und Carus steht.


1 Dahl und Friedrich. Romantische Landschaften, Kat. Ausst. Oslo, Nasjonalgalleriet, Dresden, Albertinum, 2014-15, S. 195.

2 Torsten Gunnarsson, Nordic Landscape Painting in the Nineteenth Century, New Haven und London 1998, S. 99 f.

3 Siehe http://samling.nasjonalmuseet.no/en/object/NG.K_H.A.03787# (11.12.2019).

4In Front of Nature. The European Landscapes of Thomas Fearnley, Kat. Ausst. Barber Institutes of Fine Arts, University of Birmingham, 2012-13, S. 31-32.

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