Johann Amandus Winck (Rottenburg am Neckar 1754 - 1817 München)
Ein Paar Blumenstillleben, München 1794
Öl auf Kupfer, je 39,9 x 31,7 cm
Signiert, datiert und bezeichnet unten links Joan. Amand. / Wink. pinx. /Monachii 1794. bzw. unten rechts Joan Amand. Wink pinx /1794.
Provenienz:
Haus Schönborn, Pommersfelden, Schloss Weißenstein, Inv. Nr. 631 und 632[1]
Privatbesitz, München
Literatur:
Theodor von Frimmel, Verzeichnis der Gemälde in gräflich Schönborn-Wiesentheid’schem Besitze, Pommersfelden 1894, S. 202f., Nr. 631 und 632[2]
Hugo Hantsch und Hanns Fischer, Schloss Weissenstein ob Pommersfelden der Grafen von Schönborn. Führer und Gemäldeverzeichnis, Bamberg ca. 1938, S. 28
Ulrich Thieme und Felix Becker, Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, XXXVI, 1947, S. 58
Gerhard Woeckel, ‚Der Stillebenmaler Johann Amandus Winck’, in Kunst in Hessen und am Mittelrhein, Schriften des Hessischen Museums, 3, 1963, S. 75 und S. 85, Nr. 18 und 19 mit Abbildungen
Gerhard Woeckel, ‚Neu entdeckte Stilleben des Münchener Malers Johann Amandus Winck (1754-1817)’, in Kunst in Hessen und am Mittelrhein, 13, 1973, S. 55
Johann Amandus Winck gehört zu den bedeutenden Vertretern der Stilllebenmalerei des ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts in Deutschland. Winck, über dessen Leben wenig bekannt ist, arbeitete zunächst im Atelier seines Vaters, des in Eichstätt tätigen fürstbischöflichen Hofmalers Johann Chrysostomus Winck (1725-1795). Er setzte seine Ausbildung bei seinem Onkel in München fort, dem kurfürstlich-bayerischen Hof- und Hoftheatermaler Thomas Christian Winck (1738-1797), dem er noch in den 1790er Jahren bei der Ausführung von Fresken half. Bereits 1777 lieferte der angehende Künstler dem kurfürstlichen Hof vier Vorlagen für die Gobelinmanufaktur. Den Auftrag hatte ihm wohl sein bei Hofe tätiger Onkel vermittelt.
Schon früh spezialisierte er sich auf die Stillebenmalerei. Zumeist kombinierte er Frucht- und Blumenstücke, seltener malte er Gemüse- und Frühstück-Stillleben sowie Jagdstücke. Die Stillleben waren oft als Pendants konzipiert, fast immer signiert und datiert. In den Folgejahren wurde er reichlich mit fürstlichen Aufträgen bedacht, so beispielsweise in den 1790er Jahren mit Supraporten für die Schlösser Nymphenburg und Schleißheim.[3]
Die deutsche Stilllebenmalerei des 18. Jahrhunderts war den Vorbildern des 17. Jahrhunderts verpflichtet. So orientierten sich die üppigen Arrangements deutscher Maler wie Johann Martin Metz (1717-1789), Caspar Arnold Grein (1765-1834) und auch Johann Amandus Winck an der opulenten Manier eines Abraham Mignon (1640-1679) oder Jan van Huysum (1682-1749), deren Werke auch in Münchens fürstlichen Sammlungen zu sehen waren. Vermutlich war Winck auch ein Schüler des aus Antwerpen stammenden bayerischen Hofmalers Peter Jacob Horemans (1700-1776),[4] parallele Kompositionsschemata seiner Stillleben, oft auch als Pendants konzipiert, legen dies nahe.
Die vorgestellten Stillleben stammen aus Wincks bester Schaffenszeit. Die außergewöhnlich gut erhaltenen Hochformate sind auf Kupfer gemalt. Bereits 1894 sind sie in einer der berühmtesten Gemäldegalerien Süddeutschlands nachweisbar, in jener der Grafen Schönborn, Schloss Weißenstein, Pommersfelden. Über eben jene Stillleben schreibt Gerhard Woeckel: Sie vor allem dürften das ihre zu dem berechtigten zeitgenössischen Ruhm Winks beigetragen haben.[5]
Südländische Früchte wie helle und dunkle Weintrauben, Zitronen und heimisches Obst wie Erdbeeren, Zwetschgen, Aprikosen, Johannisbeeren und Nüsse sind kunstvoll mit prächtigen Tulpen, Rosen, zartblauen Vergissmeinnicht und Heckenrosen arrangiert. In Trompe-l’oeil Manier aufgesetzte Schnecken, Fliegen, Bienen, Käfer, Raupen und prachtvolle Schmetterlinge vervollständigen das Arrangement.
Winks gekonnte Blumenstücke nehmen innerhalb der deutschen Stilllebenmalerei des 18. Jahrhunderts einen bedeutenden Rang ein. Eine weitere, etwas kleinformatigere Fassung des Stilllebenpaares auf Leinwand, ebenfalls 1794 datiert, hat sich erhalten, kann aber mit der Qualität unserer Pendants nicht konkurrieren.[6] So sind die Stillleben Wincks ein letzter Höhepunkt in der Tradition barocker Stilllebenmalerei in Süddeutschland.
[1] Schloss Weissenstein wurde zwischen 1711 und 1718 unter Lothar Franz von Schönborn, dem Bamberger Fürstbischof und Kurfürst von Mainz in Pommersfelden bei Bamberg als private Sommerresidenz erbaut. [2] Frimmel führt an: Fehlt im Katalog 1857. 1893 in Wien. [3] Vgl. Gerhard Woeckel, ‚Der Stillebenmaler Johann Amandus Winck’, in Kunst in Hessen und am Mittelrhein, Schriften des Hessischen Museums, 3, 1963, S. 70-106 und Gerhard Woeckel, ‚Neu entdeckte Stilleben des Münchener Malers Johann Amandus Winck (1754-1817)’, in Kunst in Hessen und am Mittelrhein, 13, 1973, S. 53-58. [4] Vgl. Gerhard Woeckel, ‚Unbekannte Werke des Münchener Malers Johann Amandus Winck (1754-1817)’, in Weltkunst, 44, 1974, S. 1233. [5] Woeckel, 1963, op. cit., S. 75. [6] Vgl. Woeckel, 1973, op. cit., S. 55 und S. 58, Nr. 1 und 2, mit Abbildungen.