Giuseppe De Nittis (Barletta 1846 - 1884 St.-Germain-en-Laye)
La Strada di Brindisi - Die Straße von Brindisi, 1872
Öl auf Holz, 9 x 17,8 cm
Provenienz:
Sammlung Jean Dieterle, Paris;
Familie Dieterle.
Literatur:
Mary Pittaluga und Enrico Piceni, De Nittis, Mailand 1963, Nr. 26;
Piero Dini und Giuseppe Luigi Marini, De Nittis. La vita, i documenti, le opere dipinte, catalogue raisonné, Turin 1990, Bd. 1, S. 386, Nr. 298, Bd. 2, Abb.
Wir danken Frau Prof. Farese Sperken, Bari, für die Authentifizierung des Werkes, welches sie im Original begutachtet hat.
In dieselbe Schaffenszeit fällt auch das Gemälde La Strada di Brindisi von 1872 im Museum of Art in Indianapolis (Abb. 1), das 1872 auf dem Pariser Salon ausgestellt war (Nr. 1177). Dargestellt ist eine apulische Landschaft, karg, ohne Schatten, der Sonne ausgesetzt, reich an erzählerischen Details: Pflanzen, Tiere, eine Kutsche und Wanderer.
Eine Kuriosität, welche die Bedeutung dieses Werkes unterstreicht, ist die von Marco De Gregorio – einem Malerfreund und Mitglied der Schule von Resina – festgehaltene, dokumentarisch äußerst interessante Szene De Nittis während er „la Strada di Brindisi” ausführt (Mailand, Privatsammlung).
Unsere kleine Tafel ist eine frühe Vorstudie zu diesem Bild. Sie konzentriert sich auf wenige, nur eben angedeutete Einzelheiten, wie zum Beispiel die flache weiße Konstruktion im Hintergrund, gut erkennbar im vollendeten Gemälde, und auf die Kolorierung des tiefblauen, klaren und durchsichtigen Himmels, in diesen Jahren ein besonderes Anliegen des Malers. Er strebte, nach den Worten seines Freundes Adriano Cecioni, eine Art Emaileffekt an, der übrigens auch in der oben besprochenen Studie Paesaggio Vesuviano sichtbar.
Nicht unerwähnt soll der Abdruck einer Katzenpfote bleiben, den man im Himmel der kleinen Tafel erkennen kann. Er unterstreicht den spontanen Charakter der Arbeit. De Nittis war ein großer Katzenfreund. Von einem der Goncourt Brüder wissen wir, dass De Nittis’ Lieblingskatze manchmal sogar während der Mahlzeiten auf seiner Schulter saß.1 Wahrscheinlich hatte De Nittis die noch nasse Tafel für einen Moment unbewacht liegen gelassen.
1 Laut freundlicher Auskunft von Prof. Farese Sperken.