Friedrich Loos
(Graz 1797 - 1890 Kiel)
Waldlandschaft mit Felsabhang, um 1830
Öl auf Papier, auf Karton aufgezogen, 28,8 x 41,3 cm
Provenienz:
Nachlass des Künstlers;
Deutsche Privatsammlung.
Exkursionen und das damit verbundene Zeichnen in der freien Natur waren an der Wiener Akademie der bildenden Künste für zukünftige Landschaftsmaler verpflichtend. Friedrich Loos war seit 1816 an der Akademie eingeschrieben. Eine erste künstlerische Wanderung fand für ihn im Herbst 1817 an den Schneeberg südwestlich von Wien und ins Höllental unter der Leitung von Joseph Mössmer, seinem Professor für Landschaftszeichnen, statt. Naturstudien en plein-air entstanden fortan auf Exkursionen rund um seine stetig wechselnden Wohn- und Arbeitsorte. Auf Förderer und Auftraggeber angewiesen, war er fortwährend auf der Suche nach neuen Motiven. Dies erklärt auch die vielen Ortswechsel – Salzburg, Wien, Klosterneuburg, Rom, Bremen und Kiel – und Reisen beispielsweise nach Istrien und Norwegen.1
Anfangs als Reproduktionsgrafiker und Zeichenlehrer tätig, gelang ihm 1830 in Salzburg der Durchbruch, wo er von 1825 bis 1835 lebte und an Johann Michael Sattlers großem Salzburg-Panorama mitwirkte. Salzburg und das Salzkammergut waren damals, neben Italien, ein beliebtes Reiseziel besonders der Maler aus dem Norden, wie Ferdinand Olivier, Julius Schnorr von Carolsfeld, Heinrich Reinhold, Carl Rottmann oder Ludwig Richter. In dieser Zeit unternahm Loos viele Wanderungen durch die nahen Alpen und in der direkten Umgebung von Salzburg. Viele Bilder entstanden rund um den Mönchsberg (Abb. 1) – auch die vorliegende Ölstudie ist wohl dort entstanden.
Unsere Ölstudie zeigt einen wie zufällig ausgewählten Blick in eine Waldlandschaft. Der Kontrast des rötlichen Gesteins des Felsabhangs mit der sattgrünen Vegetation interessierte den Maler: er begnügt sich aus diesem Grund mit einer reduzierten Farbpalette, die differenzierte Grün- und Brauntöne beinhaltet. Der Himmel ist nicht sichtbar; das Sonnenlicht nur indirekt. Genau studiert der Maler das herabhängende Wurzelwerk, ebenso wie die lilafarbene Blume in der Mitte der Studie, die den Blick des Betrachters einfängt.
Weitere Jahre in Wien und Klosterneuburg folgten, ehe sich Loos 1846 mit fast 50 Jahren in Rom, dem Ort seiner Sehnsucht, niederließ. Gemäß seinem Interesse verkehrte er weniger mit den Deutsch-Römern als mit der europäischen Malergemeinde, die in Rom und seiner Umgebung nach der Natur malte. 1852 verließ er Rom und reiste über die Schweiz nach Düsseldorf, wo seine Werke die Anerkennung Johann Wilhelm Schirmers fanden. Nach weiteren Stationen in Berlin, Oldenburg, Hamburg und Kopenhagen verbrachte Loos seine späten Jahre in Kiel.
Dem bis heute vor allem für seine Panoramaansichten bekannte Maler, wurden 2015 Einzelausstellungen im Wiener Belvedere und im Kieler Stadtmuseum gewidmet.2
1 Vgl. Rolf H. Johannsen, ‚Gezwungenermaßen mobil? Friedrich Loos, reisender Landschaftsmaler, reisende Bilder und Motive’, in Claudia Denk, Andreas Strobl (Hgg.), Landschaftsmalerei - eine Reisekunst? Mobilität und Naturerfahrung im 19. Jahrhundert, Berlin 2017, S. 101-112.
2 Vgl. Agnes Husslein-Arco, Rolf H. Johannsen (Hgg.), Friedrich Loos. Ein Künstlerleben zwischen Wien, Rom und dem Norden, Kat. Ausst. Österreichische Galerie Belvedere, Wien 2015.
Mareike Wolf-Scheel, Telse Wolf-Timm, Friedrich Loos (1797-1890). Ein Landschaftsmaler zwischen Romantik und Realismus. Von Rom nach Kiel, Kat. Ausst. Kieler Stadtmuseum Warleberger Hof, Kiel/Hamburg 2015.