Carl Gustav Carus – VERKAUFT

Carl Gustav Carus (1789 Leipzig - Dresden 1869)

Baumstudie bei Hosterwitz, 1837

Öl auf Karton
Unten rechts datiert: d. 11 Jun 1837
18,0 x 22,6 cm

Provenienz:
Privatsammlung, Dresden

Mit einer Expertise von Prof. Hans Joachim Neidhardt, Dresden 1989.

 

Carl Gustav Carus ist eine der herausragenden Persönlichkeiten der Goethezeit. Der universal begabte und gebildete Arzt und Naturforscher war auch als Schriftsteller tätig und gehört zu den bedeutendsten Künstlern und Theoretikern der deutschen Romantik.

Carus wurde 1789 in Leipzig als Sohn eines Färbereibesitzers geboren. 1806 beginnt er an der Universität Leipzig ein Medizinstudium, besucht daneben aber auch die Akademie, an der zu jener Zeit Friedrich August Tischbein und Hans Veit Schnorr von Carolsfeld unterrichten. 1811 promoviert er als Mediziner an der Universität Leipzig und habilitiert sich dort. Gleichzeitig beschäftigt er sich auto-didaktisch mit Ölmalerei. 1814 wird Carus Professor für Gynäkologie an der medizinisch-chirurgischen Akademie in Dresden. Starke Impulse und einen nachhaltigen Einfluss auf sein künstlerisches Schaffen verdankt Carus Caspar David Friedrich, mit dem ihn seit 1817 eine enge Freundschaft verband. Zu dem Künstlerkreis um Friedrich gehörten auch der Norweger Johann Christian Dahl und Georg Friedrich Kersting. Ende der 1820er Jahre löst sich Carus von Friedrichs künstlerischem Einfluss und gelangt zu einer persönlicheren Ausdrucksform. Seit 1827 ist Carus Leibarzt des sächsischen Königshauses. Reisen teilweise in dieser Funktion führen ihn nach Rügen, in das Riesengebirge, nach Italien, Paris, England und Schottland. 1821 lernt er in Marienbad Goethe kennen, mit dem er eine langjährige Freundschaft und Korrespondenz pflegt. Er stirbt 1869 in Dresden.

Wald- und Baumlandschaften nehmen in Carus’ Werk eine wichtige Stellung ein. Marianne Prause widmet diesen Motiven ein eigenes Kapitel im Werkverzeichnis[1]. Ein Grossteil dieser Motive sind Ölskizzen einzelner Bäume oder kleiner Baumgruppen in einem nur angedeuteten Landschaftlichen Zusammenhang.

Vermutlich angeregt von den Ölstudien Johann Christian Dahls, der mit diesem neuartigen Typus des Landschaftsbildes für die gesamte Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts vorbildlich geworden ist, begann auch Carus Mitte der 1820er Jahre vereinzelt Ölskizzen in der Dresdner Umgebung zu malen. Diese Studien unterscheiden sich von den ausgeführten Atelierbildern durch einen breiteren Farbauftrag, eine größere Freiheit der Komposition und eine gewisse Zufälligkeit der Motivwahl. Mit Nutzen wandte Carus diese Technik auf seiner zweiten Italienreise (1828) an. Später, in der Mitte der dreißiger Jahre, gab ihm die Wachstumsfülle der Pillnitzer Umgebung Anlass für neue Studien. Das kleine Format dieser Blätter betont ihren intimen Charakter. Rasch wechselnde Situationen des Naturgeschehens werden von dem Künstler mit beobachtender Sachlichkeit skizziert. Das Fluktuieren der Wolken, ihre dichten Ballungen über einer waldbestandenen Insel, der Flusslauf inmitten eines Laubwaldes, oder das Spiel des Lichtes auf einem einzelnen knorrigen Baumstamm, sind Beispiele solcher Kunstübung. Mit diesen Skizzen – meist sind sie auf Papier oder Karton gemalt – erweist sich, dass Carus die von der Zeit bereitgestellten künstlerischen Mittel meisterlich handhaben konnte.[2]

Auch in seinen Briefen zur Landschaftsmalerei hatte Carus auf die Notwendigkeit solcher Naturstudien hingewiesen. So beklagt er 1824 in seinem achten Brief die Vernachlässigung des Naturstudiums an den Akademien durch das zeitige Erlernen einer gewissen Manier und zwar durch stetes Kopieren der Landschaftsszenen und Gemälde anderer Künstler[3]. Der Landschaftsmaler müsse vielmehr mit der inneren Gesetzlichkeit vertraut gemacht werden, die den Bau einer Pflanze oder eines Gebirges gestaltet. Aus ihren Bildern soll die innere Struktur der Vegetation oder des Felsens erkannt werden. Malt ein Landschafter seine Gemälde so und vergisst er nicht , eine gewisse Ehrfurcht Andacht vor der göttlichen Natur sich zu bewahren, dann, so sagt Carus an anderer Stelle, werden einst Landschaften höherer, bedeutungsvollerer Schönheit entstehen, als sie Claude und Ruisdael gemalt haben, und doch werden es reine Naturbilder sein, aber es wird in ihnen die Natur, mit geistigem Auge geschaut, in höherer Wahrheit erscheinen[4].


[1] Marianne Prause, Carl Gustav Carus. Leben und Werk, Berlin 1968, S. 167-174, Nrn. 373-414.

[2] Marianne Prause, op. cit., S. 52 f.

[3] Carl Gustav Carus, Neun Briefe über Landschaftsmalerei, geschrieben in den Jahren 1815-1824. Leipzig 1831, S. 105 (8. Brief).

[4] Carl Gustav Carus, op. cit., S. 93 (6. Brief).

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