Peder Balke – VERKAUFT

Peder Balke (Hedemarken, Norwegen 1804 - 1887 Christiania)

Nordische Landschaft mit Küstensegler, um 1870

Öl auf Papier auf Pappe, 16,5 x 18,4 cm
Rückseitig gedrucktes Etikett mit der Adresse C.W. Blomqvist’s Kunstutstilling, Tordenskioldsgt.5/Oslo (1914-20) und bezeichnet Peder Balke / Nr. A542;
Ein weiteres, älteres Etikett mit nahezu identischer Adresse und Bezeichnung;
Auf dem Rahmen bezeichnet 14.Aug 1884 fra ……… P Balke

 Provenienz:
Kunsthandel Blomqvist, 1914-20
Privatsammlung, Norwegen

Ausstellung:
C.W. Blomqvist’s Kunstutstilling, 1914-20

 

 

Der Norweger Peder Balke ist unter den Malern des frühen 19. Jahrhunderts eine Einzelfigur. Erst im historischen Rückblick zeigt sich seine Modernität. Die heutige Kunstgeschichte vergleicht seine Malerei mit dem Werk Caspar David Friedrichs und William Turners[1]. Auch heutige Künstler sind von seinem Werk fasziniert[2].

Balke erhielt ersten Malunterricht 1827 an der Königlichen Zeichenschule in Christiania/Oslo. Da es in Norwegen keine Kunstakademie gab, entschloss er sich 1828 das Land zu verlassen und nach Stockholm zu gehen, um an der dortigen Akademie zu studieren. 1830 reiste er nach Dänemark. In Kopenhagen hinterließen besonders die Gemälde von Johan C. Dahl einen starken Eindruck auf ihn. Während der Sommermonate bereiste er weiterhin Norwegen. 1831 führte ihn seine erste Reise nach Nordnorwegen. Er erlebte die extremen Wetterbedingungen am Nordkap und sah zum ersten Mal die Sommersonnenwende.

Nachdem er 1835 mehrere Monate bei Dahl und Friedrich verbracht hatte, reiste Balke nach Paris weiter, wo er seinen Landsmann, den Maler Thomas Fearnley traf. Beide waren große Bewunderer von Eugène Isabey, Théodore Gudin and Horace Vernet. Marit Lange schreibt hierzu: The balance between a directly observed rendering of nature and a subjective, symbolic perception of it was to be a permanent feature of Balke’s art from then on.[3]

 1844 ging Balke nach Paris. Es gelang ihm eine Audienz bei König Louis-Philippe zu bekommen, der als junger Mann den Norden Norwegens bereist hatte und deshalb sehr daran interessiert war Balke kennenzulernen. Balke zeigte dem König seine Ölskizzen von Nordnorwegen, die er nach Paris mitgebracht hatte. König Louis-Philippe wählte 30 von ihnen aus, die als Ölgemälde ausgearbeitet werden sollten. 26 dieser Ölskizzen befinden sich noch heute im Museé du Louvre. Balkes künstlerische Zukunft schien nun gesichert, aber die unsichere politische Situation in Paris setzte den Plänen des Königs ein Ende. Balke sah sich 1849 gezwungen nach London zu gehen.Dies ermöglichte ihm das Studium von Turners Werk, dessen Bilder ihn in der Radikalisierung seiner Maltechnik bestärkt haben dürften.

 1850 kehrte er dann endgültig nach Norwegen zurück. Er trat der sozialistischen Arbeiterbewegung bei und nahm verschiedene soziale und politische Ämter an. Von der Öffentlichkeit unbeachtet widmete er sich auch weiterhin der Malerei.

Unser Gemälde gehört dem Spätwerk Balkes an, das sein eigentliches Renommee als Pionier der Moderne begründet. Mit den 50er Jahren radikalisiert Balke seine maltechnischen Verfahren, insbesondere seine Nass-in-Nass Technik, wie sie auch in dem vorgestellten Gemälde zu meisterhafter Anwendung kommt. Alle Charakteristika des Spätwerkes sind in vorliegendem Gemälde vereint. Die Auswahl an Motiven reduziert sich. Balke konzentriert sich ganz auf das unwirklich aus dem Dunst aufragende Bergmassiv im Hintergrund und den davor schwebenden Küstensegler, der, umgeben von einem Vogelschwarm, die mittlere Bildebene definiert. Seit den späten 50er Jahren beginnt Balke seine Gemälde weiß zu grundieren. Er vermeidet pastosen Farbauftrag und verreibt stattdessen verdünnte Farben mit dem Pinsel, dem Schwamm oder den Fingerspitzen. Die Grundierung bleibt dabei graduell unterschiedlich sichtbar. Mitunter zeigt er den weißen Grund auch im Sinne einer konventionellen Weißhöhung. Die Hauptformen werden meist linear betont. Der weiße Grund vereint das gesamte Bild, konstituiert Licht und Tiefe.[4] Es mag paradox erscheinen – doch es sind gerade die Bilder dieser späteren Lebensjahre, die ihm heute seine prominente Stellung in der norwegischen Kunstgeschichte sichern.


[1] Peder Balke 1804-1887, Kat. Ausst., Oslo, Kunstnernes Hus, 1954; Per Kvaerne und M. Malmanger (Hrsg.), Un peintre norvégien au Louvre. Peder Balke (1804-1887) et son temps, Oslo, Instituttet for sammenlignende kulturforskning, 2006;

Peder Balke. Ein Pionier der Moderne, Kat. Ausst. Kunsthalle Krems, 7.9.2008 – 15.2.2009, Ordrupgaard, Kopenhagen, 5.3.2009-21.7.2009, Krems/Wien/Bonn, 2008.

[2] Per Kirkeby, Peder Balke, Trick, Depth and Game, Hellerup, 1996.

[3] P. Kvaerne und M. Malmanger, op. cit., S.35.

[4] Siehe Marit Ingeborg Lange in: Un peintre norvégien au Louvre, op. cit., S. 51f und Dieter Buchhart in: Peder Balke, op. cit., S. 28-45.

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