Johann Heinrich Schilbach (Barchfeld 1798 - 1851 Darmstadt)
Blick auf Olevano, um 1824
21,2 x 29,4 cm
Öl auf Papier, auf Karton, rückseitig altes gedrucktes Etikett ‚Schilbach...‘
Provenienz:
Sammlung Dorothea Koch, Darmstadt (Enkelin d. Künstlers)
seither Familienbesitz
Literatur:
G. Bergsträsser, J.H. Schilbach. Ein Darmstädter Maler der Romantik, Darmstadt 1959.
Ausst.Katalog Hessisches Landesmuseum, J.H. Schilbach 1798-1851. Ein Traum vom Süden. Darmstadt 2000, S. 148 Abb. u. 149 f.
Wir danken Dr. Peter Märker, Hessisches Landesmuseum Darmstadt, für seine Unterstützung bei der Zuschreibung an Schilbach.
Schilbach lernte zunächst bei dem in Darmstadt tätigen Theatermaler Primavesi. Er verkehrte in Darmstädter Künstlerkreisen und unternahm zusammen mit dem Heidelberger Ernst Fries zahlreiche Reisen nach München, ins Berchtesgadener Land und ins Salzkammergut. 1823 ging er mit Ernst Fries nach Rom. Er wohnte zusammen mit Heinrich Reinhold und Johann Joachim Faber. Zu seinen Freunden zählten Schnorr von Carolsfeld, Ludwig Richter und Carl Wilhelm Götzloff, mit denen er arbeitete und in die römische Campagna reiste. Von Juli bis Oktober 1824 hielt er sich dabei in Olevano auf und fertigte diese Ölskizze mit einem Blick auf die Häuser Olevanos im Gegenlicht – eine einmalige Interpretation jenes berühmten Blickes, den auch Reinhold, Horny u.a. festgehalten haben.
Aus dieser Zeit existiert ein Skizzenbuch, in welchem Schilbach auf 46 Blättern mehrere Gesamt- und Detailansichten auf und um Olevano aufnimmt. Auch für die vorliegende Ölskizze sind in diesem Zusammenhang Vorstudien entstanden ( vgl. Ausst. Kat. 2000, Nr. 15).
Spontan und überzeugend wirkt die klar umrissene, in hartes Gegenlicht gestellte Architektursilhouette Olevanos und ihre Einbettung in die hügelige, im Streiflicht stehende Landschaft im Vordergrund. Als effektvoll eingesetztes Repoussoir gibt sie links den Blick auf die in gleißendes Licht getauchte Ebene frei. Der Bildaufbau und die fein modulierte Farbgebung tragen zu der erstaunlichen Tiefenwirkung bei.
Der 1798 geborene Schilbach gehört dem selben Jahrgang wie F.T. Horny und Carl Blechen an, ist also ein jüngerer Vertreter der deutschen Romantik. Er war von den Zeitgenossen hoch geschätzt. Gerühmt wurde die ‚anspruchslose Natürlichkeit‘ seiner Kunst, die ihr ‚eine Stelle neben dem Schönsten dieser Art‘ sicherte.
Seine ursprünglich für den eigenen Gebrauch gefertigten Ölskizzen stellen wunderbare Beispiele früher Freilichtmalerei dar. In der Geschichte der Malerei nehmen sie, von heutigem Standpunkt aus gesehen, ausgesprochen moderne und unkonventionelle Aspekte vorweg.
Sie liefern darüber hinaus den Beweis dafür, daß die Landschaftsstudie dieser Zeit in ihrer Offenheit und dem absichtsvollen Nonfinito, das der Imagination Spielräume läßt, das künstlerische Wollen der Epoche deutlicher zu artikulieren vermag, als das ‚fertige‘ Gemälde (gekürzter Auszug des Vorworts Kat. Ausst. Schilbach sh.u.).