Johan Christian Dahl
(Bergen, Norwegen 1788 - 1857 Dresden)
Höhle bei Posillipo, 1821
Öl auf Papier auf Pappe, 28,6 x 44 cm
Signiert unten mittig Neapel JDahl d. 17 Janr 1821.
Rückseite Beschriftung von Siegwald Dahl No 181 / 28 1/2" h - 44" l. / Johan Chr. Cl. Dahl fec. / geb. zu Bergen in Norwegen d. 24 Febr. 1788, + zu Dresden d. 14 Octbr. 1857. / Naturstudie, Grotto bei Neapel (bez. Neapel, Dahl d 17 Janr 1821) / mit franz. Ferniss gefiernisst / d. 14 Mars 1889 und No. 11
Provenienz:
Siegwald Dahl (1827-1902), Sohn von Johan Christian Dahl;
Sammlung Asbjørn Lunde (1927-2017), New York, seit 2010, Inv. Nr. 33.
Ausstellung:
Forests, Rocks, Torrents: Norwegian and Swiss Landscapes from the Lunde Collection, London, National Gallery, 2011, Nr. 14.
Die beiden Studien entstanden während Dahls italienischer Reise 1820/1821. Neapel und seine Umgebung boten ihm reizvolle Motive, die er auf Malausflügen, beispielsweise mit Franz Ludwig Catel (1778-1856) erkundete. Die beiden Studien derselben Höhle, wie sie zahlreich in dem vulkanischen Gestein um Neapel zu finden sind, entstanden beide an nur einem Tag, dem 17. Januar 1821, etwa drei Wochen vor Dahls Abreise aus Neapel nach Rom. Im Bewusstsein der kurzen Zeit, die ihm dort noch blieb, schrieb der Maler in sein Tagebuch: Von heute an, dem 9. Januar muss ich doppelt fleißig sein [...]. Ich will große Studien malen von Bäumen, Pflanzen, Tieren und Figuren — die großen Massen halten und die Tönungen und Effekte, Beleuchtungen, Mondscheinstücke etc. etc. üben.1
Im Vergleich mit den detaillierten Ölstudien der früheren Jahren, zeigen die Studien der Italienreise eine andere Herangehensweise. Dahl hatte gelernt mit großzügigem, lasierenden Pinsel bemerkenswert zügig zu malen. Sein Interesse ist auf den Lichteinfall und die Farbigkeit gerichtet. Die komplizierte Räumlichkeit der Höhle ist klar erfasst. Er konnte sich ganz auf das Skizzieren konzentrieren. Von finanziellem Druck war er in diesen Jahren durch ein Stipendium des dänischen Kronprinz Christian Frederik befreit. Die von ihm in dieser Zeit erstmals mit voller Kraft entwickelten und bald zur Perfektion gebrachten Ölstudien vor der Natur erlaubten ihm mit erstaunlicher Spontaneität die rasche Wiedergabe der ständigen Wechsel von Licht und Schatten, Nebel und Wolken, Wellen und Brandungen, um so ein lebendiges, natürliches Gesicht der Landschaft darzustellen.2
Die zwei Ölskizzen zeigen auf eindrucksvolle Weise Dahls Begabung, die Atmosphäre der und den Lichteinfall in die Höhle en plein-air zu erfassen. Er blickt aus der Dunkelheit der Höhle ins Licht, wo sich im Hintergrund die umgebende Landschaft zeigt. Meisterhaft modelliert er die Farbigkeit der Steinformationen.
1 Zitiert nach Jan Drees, ‚Johan Christian Dahl und sein Weg zur Natur’, in Wolken Wogen Wehmut, Johan Christian Dahl 1788-1857, Kat. Ausst. Schleswig, Schloss Gottdorf, Stiftung Schleswig-Holsteinisches Landesmuseen, München, Haus der Kunst, 2002, S. 21.
2 Drees, op. cit. S. 21.