Jakob Philipp Hackert (Prenzlau 1737 - 1807 San Piero di Careggi, Florenz)
Zwei Ziegen in einer Landschaft, 1775
Öl auf Holz, 35,5 x 28 cm
bezeichnet, signiert und datiert Ph. Hackert f 1775
Provenienz:
Sammlung Schäfer, Schweinfurt
Literatur:
Claudia Nordhoff und Hans Reimer, Jakob Philipp Hackert (1737-1807), Verzeichnis seiner Werke, Band II, S. 37, Nr. 92, Abb. 38
Die Entstehung der kleinen Holztafel datiert in Hackerts römische Zeit. Auf seinen Wanderungen durch die Campagna hatte er mannigfaltige Gelegenheiten nicht nur Ziegen, sondern auch Kühe, Schafe und Hunde zu studieren und zu malen.
Im Vordergrund lagert ein weißer Ziegenbock, dahinter eine schwarze Ziege. Der Bock ist in Seitenansicht detailreich wiedergegeben und unterscheidet sich durch die individuelle Behandlung von anderen Artgenossen, die der Künstler über die Jahre immer wieder festgehalten hat.[1] Hinter den beiden Tieren erhebt sich eine punktuell ins Licht gerückte Felswand, die nach rechts hinten den Blick auf Baumkronen freigibt.
Hackert hat sich während seiner gesamten Schaffenszeit mit der Darstellung von Tieren beschäftigt, nicht nur als Staffage in seinen Landschaften, sondern auch in der besonderen Bildform des einfühlsamen Tierporträts, ähnlich wie es auch der gleichzeitig in Rom tätige Johann Heinrich Wilhelm Tischbein gepflegt hat.
Jakob Philipp Hackert war einer der erfolgreichsten Landschaftsmaler seiner Zeit. Nach einer ersten Ausbildung in Berlin und einem Aufenthalt in Stockholm ließ er sich 1765 in Paris nieder. Eine nähere Bekanntschaft verband ihn mit dem Kupferstecher Johann Georg Wille und dem berühmten Landschafter Claude Joseph Vernet.[2]
1768 ging Hackert und der mit ihm arbeitende jüngere Bruder Johann Gottlieb nach Rom. Sie waren von der Stadt und ihren Monumenten nachhaltig begeistert. In kürzester Zeit stieg Hackert zu einem der gesuchtesten Landschaftsmaler auf. Der Kunsthändler Hofrat Konrad Friedrich von Reiffenstein befreundete sich mit dem erfolgreichen Künstler und öffnete ihm die Türen der römischen Gesellschaft. 1770 bestellte die russische Zarin Katharina eine Serie Schlachtenbilder, die sich heute noch in Schloss Peterhof befinden; ein Beweis, dass Hackert bereits in den ersten Jahren seines Romaufenthaltes ein überregionales Renommee erworben hatte. 1782 stellte der russische Gesandte in Neapel, Graf Rasumowsky, Hackert bei Ferdinand IV. von Neapel vor, der von nun an regelmäßig Gemälde in Auftrag gab. Vier Jahre später bekam der Künstler eine Anstellung als Hofmaler, die ihm ein geregeltes Auskommen sicherte, ihm aber trotzdem Zeit für Fremdaufträge ließ. Er bewegte sich nicht nur im Umfeld des glänzenden neapoletanischen Hofes, sondern kam auch mit vielen der Grand Tour Reisenden aus ganz Europa in Verbindung. Besonders hervorzuheben ist seine lebenslange Freundschaft mit Goethe.[3]
[1]Weitere Ziegenbilder entstehen 1776 (vgl. z.B. Nordhoff und Reimer, Kat. Nr. 96-98) und nach 1800 (vgl. z.B. Nordhoff und Reimer, Kat. Nr. 298, 343 und 365).
[2] Nordhoff und Reimer, op. cit., Bd.1, S.3.
[3] Nordhoff und Reimer, op. cit., Bd.1, S.55.