Heinrich Bürkel (Pirmasens 1802 - 1869 München)
Szene vor dem Tempel der Vesta, Rom 1831
Öl auf Leinwand auf Holz aufgezogen, 57,5 x 75,5 cm
Signiert und datiert unten rechts BÜRKEL Rom. 1831.
Provenienz:
Sammlung Georg Schäfer, Schweinfurt
Privatsammlung
Literatur:
Hans-Peter Bühler u. A. Krückl, Heinrich Bürkel, Werkverzeichnis, München, S. 290, Abb. 556 und farbige Abb. 25
Der 1802 in Pirmasens geborene Heinrich Bürkel kommt 1822 nach München. Er lehnt den akademischen Betrieb ab und schult sich an der Kopie holländischer Meister in den königlichen Gemäldegalerien. 1825 wird er Mitglied im neu gegründeten Münchner Kunstverein, der sich als Gegenkraft zur Akademie versteht. Reisen führen ihn durch Oberbayern und Tirol und schließlich 1827 zum ersten Mal nach Italien.
Das hier gezeigte Gemälde entstand 1831 im Zuge seiner zweiten Italienreise während seines Romaufenthaltes in den Jahren 1830-32. 1853/54 begibt er sich noch ein letztes Mal nach Italien. 1869 stirbt er nach langer Krankheit in München.
Im Frühjahr 1831 – ein dreiviertel Jahr nach seiner Ankunft in Rom – nimmt Bürkel an der internationalen Kunstausstellung des deutschen Künstlervereins auf dem Kapitol teil. Die Szene vor dem Tempel der Vesta wird dort neben drei weiteren Werken mit italienischen Darstellungen gezeigt. Bertel Thorvaldsen wird sich der malerischen Qualitäten Bürkels bewusst und erwirbt zwei Bilder (Straßenszene vor einer Osteria WVZ 554 und Italienische Straßenszene mit einem Bärenführer bei der Vorstellung WVZ 579).
Bürkel schildert eine römische Alltagsszene auf der Piazza Bocca della Verità im Forum Boarium. Pferde, Ochsen und Esel werden zum Tritonenbrunnen (von Carlo Bizzacheri (1655-1712) um 1716 im Auftrag Papst Clemens XI errichtet) geführt, der von einem Tempel flankiert ist.
Noch heute wird der dargestellte Tempel des Herkules Viktor oft fälschlicherweise als Tempel der Vesta bezeichnet, da der runde, von Marmorsäulen umstellte Bau an die Überreste des echten Vestatempel auf dem Forum Romanum erinnert.
Im Hintergrund tritt Bürkel als begabter Landschaftsmaler auf, der die Topographie Roms präzise erfasst und das gleißende Licht eines römischen Sommertages eindrucksvoll wiedergibt. Der Vordergrund des Gemäldes hingegen lässt Bürkels Liebe zum Genre, seinen Hang zur Anekdote erkennen: der Betrachter wird Teil einer Momentaufnahme, er sieht den ausschlagenden Esel, der von Hunden angekläfft wir, fragt sich, worüber sich die zwei Mönche unterhalten.