Franz Xaver Petter (1791 - Wien - 1866)
Ein Paar Blumenstilleben, 1830
Öl auf Eisenblech, je 38 x 50 cm
Signiert und datiert jeweils unten rechts bzw. unten mittig Franz Xav. Petter. 1830.
Provenienz:
Privatsammlung, Schweden
Zu höchster künstlerischer Blüte und damit auch zu überregionaler Bedeutung gelangte die Wiener Blumenmalerei mit dem Ende des 18. Jahrhunderts. Die Nachfrage an Blumenstücken besonders auf Porzellan - die meisten der Wiener Blumenmaler malten auch auf Porzellan - war groß. Sie wurde getragen von dem wissenschaftlichen, ästhetischen und praktischen Interesse des Adels, Bürgertums und Kaiserhauses, allen voran Kaiser Franz I., an der „Scientia amabilis“, der liebenswerten Wissenschaft, wie die Botanik genannt wurde.[1] Zunächst lehrte man das Blumenfach an der 1758 gegründeten, 1786 der Akademie angeschlossenen Manufakturzeichenschule unter Johann Baptist Drechsler. Um den hohen Bedarf an Malern, besonders auch Porzellanmalern decken zu können, erfolgte 1807 die Trennung in zwei separate Schulen: die Manufakturzeichenschule und die Schule für „Blumen-, Früchte- und Tiermalerei“. Sie blieben eine Zeit lang selbstständig um dann wieder der Akademie zugeordnet zu werden.[2]
Franz Xaver Petter[3], neben Drechsler, Wegmayr, und Josef Nigg wohl der bekannteste Blumenmaler des Wiener Biedermeier, studierte an jener Fachschule der Wiener Akademie. Seit 1816 nahm Petter regelmäßig an den Ausstellungen der Akademie und des österreichischen Kunstvereins teil. Ab 1838 war er zudem Verantwortlicher der jährlichen Akademieausstellung, nachdem Waldmüller, erster Kustos der Gemäldegalerie, dieses Amt nicht übernehmen wollte. Privat unterrichtete Petter die Malerin Pauline von Koudelka-Schmerling und Erzherzogin Maria Henriette, die spätere Königin von Belgien. 1832 wurde er zum Professor und drei Jahre später zum Akademischen Rat und Direktor an der Manufakturzeichenschule befördert. Zu seinen Kunden zählten neben dem Kaiserhaus auch der Adel und das Bürgertum. Mit seinem Tod endete die Zeit der Blumenmaler in Wien.
Das vorzustellende, 1830 datierte, querformatige Paar Stillleben stammt aus Petters bester Schaffenszeit. Südländische Früchte wie Granatäpfel, überreife Feigen, heimisches Obst, etwa die zu jener Zeit in Wien beliebte Mispel und verschiedenen Nusssorten sind kunstvoll arrangiert mit prächtigen Malven, Rosen, Kapuzinerkresse, zartblauen Primeln und Heckenrosen. Der noch bis ins 18. Jahrhundert hinein gültige symbolische Gehalt verschiedener Früchte und Blumen spielte kaum mehr eine Rolle und dies zugunsten einer neuen, poetischen „Sprache der Blumen“. Das rechte Stillleben wird zusätzlich durch einen Graukardinal belebt. Der ursprünglich aus Südamerika stammende Singvogel hat Rücken, Flügel und Schwanz grau, Brust, Bauch und Hals weiß und Gesicht, Spitzhaube und Kehle rot gefärbt. Ein exotischer Vogel wie dieser (lebendig oder präpariert) galt damals als besonders luxuriöser Gegenstand. Gemeinsam mit exotischen Pflanzen, die in den nachweislich ca. 2000 Wiener Glashäusern des frühen 19. Jahrhunderts gezüchtet wurden, bildeten sie eine modische Veredelung des nach traditionellen Mustern komponierten Blumenbilds.
Die paarig konzipierten Stillleben sind von niederländischen Blumenstücken des 18. Jahrhunderts, beispielsweise jenen des Jan van Huysum inspiriert.[4] Viele hervorragende Beispiele der niederländischen Blumenmalerei des 17. und frühen 18. Jahrhunderts konnten in den kaiserlichen und aristokratischen Kunstsammlungen Wiens studiert werden. Diese gaben auch das Vorbild für das Arrangement auf einer Marmorplatte vor einem dunklen, nicht näher definierten Hintergrund. Als Vertreter der zweiten Generation Wiener Blumenmaler nach Drechsler führte Petter ein warmes und helleres Kolorit ein.[5] Trompe-l’oeil Effekte wie Tautropfen oder auf den Blumen sitzende Insekten erhöhen den Realismus seiner Malerei und unterstreichen die Meisterschaft des Künstlers.
Wir danken Dr. Gerbert Frodl, der die Bilder im Original gesehen hat, für seine freundliche Stellungnahme, in der er die hervorragende Qualität der Stillleben bestätigt und darauf hinweist, dass sie aus der besten Schaffenszeit Petters, die um 1830 anzusetzen ist, stammen.
[1] Vgl. Gerbert Frodl und Marianne Frodl-Schneemann, Die Blumenmalerei in Wien, Wien, Köln, Weimar 2010, S. 7-9. [2] Vgl. Walter Wagner, Die Geschichte der Akademie der bildenden Künste in Wien, Wien 1967. [3] Biographie Petters siehe Constantin von Wurzbach, ‚Petter, Franz Xaver’ in Biographisches Lexikon des Kaisertums Österreich, Bd. 22, Wien 1870, S. 137-9. Frodl und Frodl-Schneemann, op. cit., S. 66-70. [4] Petters Rezeption der Niederländer geht zurück auf Drechsler, der als erster Maler in Wien das direkte Vorbild der Niederländer suchte (Frodl und Frodl-Schneemann, op. cit. S. 39) und durch seine Lehrtätigkeit zahlreiche Blumenmaler prägte. [5] Vgl. Marianne Hussl-Hörmann, ‚Von zeitloser Schönheit. Franz Xaver Petter (1791-1866)’, in Parnass, 22. Jg., H. 1, Wien 2002, S. 54.