Bruno Liljefors

Bruno Liljefors
(Uppsala 1860 - 1939 Stockholm)

Landschaft bei Kvarnbo, um 1884/85

Öl auf Leinwand, 59 x 53 cm

Provenienz:
Johan Åkerlund (1856-1902), Stockholm, Geschenk des Malers an seinen Künstlerkollegen Åkerlund;1
in Erbfolge.

 

 

 

 

 

 

Bruno Liljefors ist eigentlich primär als Tiermaler bekannt, nicht nur in Schweden, sondern in Europa und den USA, wo er schon früh in Ausstellungen vertreten war. Er war selbst Jäger und lebte in enger Verbundenheit mit der Natur. Raubtiere – der den Hasen jagende Fuchs, Seeadler und Habichte – waren seine Hauptmotive. Als guter Beobachter zeigte Liljefors die dargestellten Tiere in ihrem natürlichen Habitat – ganz im Kontrast zu der teils recht sentimentalen Tiermalerei seiner Zeit.

Abb. 1 Harald Sohlberg, Blumenwiese, 1905, Öl auf Leinwand, 96 x 111 cm, Oslo, Nasjonalmuseet, Inv. Nr. NG.M.00692.

Die vorliegende reine Landschaft ohne Tierdarstellung ist daher ungewöhnlich für den Maler. Es ist vielleicht kein Zufall, dass er sie an seinen Künstlerkollegen Åkerlund schenkte, der dem Landschaftsfach verpflichtet war. Im Sommer 1884 zog Liljefors nach Kvarnbo, einige Kilometer von Uppsala entfernt, lebte und arbeitete dort bis 1894. Hier entstand das vorzustellende Landschaftsgemälde. Auffällig ist der extrem hohe Horizont mit den hart gegen den klaren Himmel kontrastierenden Häusern. Das Hauptmotiv ist aber die Wiese, bei deren Darstellung sich der Maler mit den Problemen der Nah- und Fernsicht beschäftigt. Im Vordergrund detailliert wiedergegebene Wildgräser durchsetzt mit Lattich, verschmelzen weiter hinten in einem pointilistischen Farbauftrag. Der gleichen Herausforderung hat sich auch der norwegische Künstler Harald Sohlberg gestellt (Abb. 1). Der resolute, schnelle Pinselstrich und die ungewöhnliche Komposition erzeugen eine Dynamik, die von 1884 bis in die frühen 1890er Jahre typisch für Liljefors Stil sein wird.

Ab 1879 studierte Liljefors an der Königliche Akademie für Kunst in Stockholm. Dort traf er Anders Zorn (1860-1920), mit welchem er lebenslang gut befreundet war. Nach Abbruch seines Studiums 1882 reiste er über Dänemark nach Düsseldorf, wo er für kurze Zeit Unterricht bei dem Tiermaler Carl Friedrich Deiker (1836-1892) nahm. Im weiteren Verlauf dieses Jahres lernte er in der Künstlerkolonie Gréz-sur-Loing nicht nur viele skandinavische Künstler kennen, u.a. Carl Larsson (1853-1919), sondern auch den französischen Realismus und die plein-air Malerei schätzen. Auch der Japonismus, insbesondere Holzschnitte und deren besondere Perspektiven beeinflussen sein Frühwerk.2 Nach Aufenthalten in Oberbayern, Venedig, Rom, Neapel und Paris kehrte er im Frühjahr 1883 nach Schweden zurück.

Mit der Rückkehr nach Schweden wurde Liljefors Mitglied der Vereinigung Opponenterna, einer Gruppe von jungen Künstlerkollegen und Studenten, die sich vehement gegen die Ausbildungsmethoden der Akademie auflehnte. Daraus entstand 1886 der Konstnärsförbundet (Künstlervereinigung), der bis zu seiner Auflösung 1920 existierte.3 Die zweite Opponenternas utställning, am 15. September 1885, ist ein starker Auftritt gegen die akademische Malerei und bildet eine Zäsur in der Geschichte der schwedischen Malerei. Liljefors hatte dort seinen künstlerischen Durchbruch mit dem großformatigen Gemälde Stövare och räv, das im Anschluss vom Nationalmuseum in Stockholm angekauft wurde.

 


1 Johan Åkerlund (1856-1902) war ein schwedischer Genre- und Landschaftsmaler aus Stockholm, siehe AKL I, 1992, 705 (15.01.2020).

2 Zu Bruno Liljefors siehe In the realm of the wild. The Art of Bruno Liljefors of Sweden, Kat. Ausst., New York, American Museum of Natural History, Minneapolis, James Ford Bell Museum Of Natural History, Göteborgs Konstmuseum, 1988-89. A Mirror of Nature. Nordic Landscape Painting 1840-1910, Kat. Ausst. Helsinki, The Ateneum Art Museum, Stockholm, Nationalmuseum, Oslo, The National Museum of Art, Architecture and Design, Copenhagen, Statens Museum for Kunst, The Minneapolis Institue of Arts, 2006-7, S. 286.

3 Siehe Bo Lindwall, ‚Artistic Revolution in Nordic Countries, in Kirk Varnedoe (Hg.), Northern Light. Realism and Symbolism in Scandinavian Painting 1880-1910, Kat. Ausst., Washington D.C., Corocran Gallery of Art, Minneapolis, The Minneapolis Institute of Art, The Brooklyn Museum, New York, 1982-3, S. 40-2. Einige der bedeutendsten der 85 Mitglieder waren neben den treibenden Kräften Richard Bergh und Ernst Josephson Nils Kreuger, Karl Nordström, J.A.G. Acke, Per Ekström, Gustaf Fjæstad, Eugen Jansson, Björn Ahlgrensson, Eva Bonnier, Bruno Liljefors, Carl Larsson, Axel Sjöberg, Carl Wilhelmson, Christian Eriksson, Hanna und Georg Pauli.

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