Anton Sminck van Pitloo (Arnhem 1790 - 1837 Neapel)
Pergola mit Blick auf das Castel Nuovo und den Vesuv, Neapel c. 1820
Öl auf Leinwand, 28,5 x 34,7 cm
Signiert unten rechts A. Pitloo
Provenienz:
Deutscher Privatbesitz
Nach einer ersten Ausbildung in seinem Heimatort Arnheim, erhielt Anton Sminck van Pitloo[1] im Jahre 1808 von Louis Bonaparte – König des von seinem Bruder Napoleon geschaffenen Königreichs Holland – ein Stipendium für Paris und anschließend für Rom. In Paris lernte er zunächst bei dem berühmten Architekten Charles Percier, wechselte 1810 jedoch ins Landschaftsfach. Fortan frequentierte Pitloo die Ateliers von Jean-Joseph-Xavier Bidauld (1758-1846) und Jean-Victor Bertin (1767-1842), dem Lehrer von Jean-Baptiste-Camille Corot.
Nach einem dreijährigen Parisaufenthalt ist Pitloo ab 1811 in Rom dokumentiert und schloss sich dort dem Kreis seiner holländischen Malerkollegen Abraham Teerlink, Hendrik Voogd und Martin Verstappen an. Aufträge von Louis Bonaparte und dem Grafen von Berwick sind überliefert. Gegen Ende des Jahres 1814 folgte Pitloo dem russischen Diplomaten Graf Gregorio Vladimir Orloff nach Neapel. Der Maler lebte und arbeitete fortan in Neapel, bis zu seinem frühen Tode 1837.
Neapel war seit dem 18. Jahrhundert eine wichtige Etappe der Grand Tour und Ziel vieler europäischer Maler – zu nennen sind Joseph Wright of Derby, Jakob Philipp Hackert oder Joseph Vernet. Auch in den 1810er und 1820er Jahre beherbergte Neapel Künstler ersten Ranges. Anzuführen sind Turpin de Crissé 1808-1824, Franz Ludwig Catel regelmäßig ab 1812, Joseph Rebell 1813-1815, Wilhelm Huber 1818-1821, William Turner 1819-1820, Achille-Etna Michallon 1820, Johan Christian Clausen Dahl 1820-1821, Carl Gustav Carus und Jean-Baptiste-Camille Corot 1828.
Um 1820 eröffnete Pitloo eine private Malschule in seinem Haus in der Vico del Vasto in Chiaia, die zum Anlaufpunkt junger Talente wie Achille Vianelli, Giacinto Gigante, Gabriele Smargiassi und Teodoro Duclère, seinem zukünftigen Schwiegersohn, wurde. Daraus entwickelte sich die auf der Erneuerung der Vedutentradition des 18. Jahrhunderts aufbauende 'Schule von Posillipo'[2] mit der Hinwendung zur plein air Malerei. Vor allem die Jahrzehnte bis 1830 sind bedeutend für das Schicksal der neapolitanischen Malerei, und Pitloo ist die unumstrittene Hauptperson dieser Zeit.[3] 1824 erhielt Pitloo die Professur für Landschaftsmalerei an der Accademia di belle arti di Napoli. In den Jahren 1826 und 1830 ist der Maler auf den Ausstellungen des Real Museo Borbonico vertreten.
Pitloo hat für sein kleines Gemälde einen erhöhten Blickpunkt gewählt, eine Pergola beschattet mit Weinlaub. Von dort blickt man auf das berühmte Castel Nuovo, auch Maschio Angioino genannt. Die drei markanten Türme der seit Baubeginn 1279 mehrfach umgebauten Burg werden auf der linken Seite vom Leuchtturm des Hafens flankiert (Abb. 1). Im Hintergrund erhebt sich der friedlich rauchende Vesuv. Die sicherlich en plein-air gemalte Studie gibt eine durchaus eigenartige Lichtsituation wieder, mit der beschatteten Terrasse im Vordergrund und dem in helles Licht getauchten Mittel- und Hintergrund.
[1] Marina Causa Picone und Stefano Causa (Hgg.), Pitloo. Luci e colori del paesaggio napoletano, Kat. Ausst. Neapel, Museo Pignatelli, Neapel 2004, S. 89-118. [2] Pasquale Villari beschrieb die 'Scuola di Posillipo' 1855 wie folgt: The splendid climate and magnificent scenery surrounding Naples, together with the numerous foreigners who were always after a drawing or painting as memento, had spurred on a number of painters. They were referred to slightingly by the artists of the Accademia as the School of Posillipo, after the place where they resided to be near their foreign clients. Raffaello Causa, ‘The School of Posillipo - La Scuola di Posillipo’, in 19th century landscape painting in Naples. Giacinto Gigante e la Scuola di Posillip, Kat. Ausst. National Museum of Archeology Valletta, 23.11.2000-20.01.2001, Neapel 2000, S. 14-5. [La bellezza del clima, i paesaggi stupendi che circondano Napoli e i molti forestieri che ne chiedono sempre qualche ricordo disegnato o dipinto, avevano fatto sorgere un certo numero di artisti i quali, come per disprezzo, erano dagli accademici chiamati della «Scuola di Posillipo», dal luogo dove abitavano per essere più vicino ai forestieri.] [3] Pitloo, op. cit., S. 44.