Peder Balke
(Hedemarken, Norwegen 1804 - 1887 Oslo)
Landschaft von Finnmark, um 1860
Öl auf Leinwand auf Pappe montiert, 35 x 52 cm
Provenienz:
Oslo, Blomqvist Auctions, 11. April 2000, Lot 251;
Asbjørn Lunde (1927-2017), New York.
Ausstellung:
- Den ville natur. Sveitisk og norsk romantikk. Malerier fra Asbjørn Lundes samling, New York, Tromsø, Nordnorsk Kunstmuseum und Bergen Billedgalleri, 2007-2008, Nr. 46, Abb. S. 131;
- Forests, Rocks, Torrents: Norwegian and Swiss Landscapes from the Lunde Collection, London, National Gallery, 2011, Nr. 13, Abb. S. 35;
- Peder Balke: Visjon og revolusjon, Tromsø, Nordnorsk Kunstmuseum, 2014, Nr. 31, Abb. S. 15;
- Paintings by Peder Balke, London, National Gallery, 2014-2015, Nr. 17, Abb. S. 80;
- Peder Balke: Painter of Northern Light, New York, The Metropolitan Museum of Art, April-Juli 2017.
Peder Balkes bezieht seine Inspiration für seine Landschaftsbilder aus der rauen Landschaft Nordnorwegens. Diese erlebte er zum ersten Mal auf einer Reise in die Finnmark, ein Gebiet, das er von Frühjahr bis Herbst 1832 erkundete. Die Reise führte ihn von Trondheim über das Nordkap nach Vardø und Vadsø im äußersten Osten.[1] Diese Skizzenreise war von zentraler Bedeutung für seine weitere Entwicklung. Die gesammelten Reisebeobachtung der Natur und derer Motive, tauchen in seinem späteren Werk immer wieder auf. Topographische Genauigkeit und eine naturalistische Widergabe der Natur waren nicht sein Ziel. Sein Interesse galt erhabenen Einzelsujets, wie stark überzeichnete Darstellungen der unkontrollierbaren Naturgewalten, wie sie auf das Leben der Bevölkerung einwirken. Über seine Reisen in den hohen Norden Norwegens schrieb Balke: [...] die vielfältigen Schönheiten der Natur und die unvergleichlichen Situationen auf das Betrachten und das Gemüt machten, ein Eindruck, der sich nicht nur im Rausch des Augenblicks meiner bemächtigte, sondern sogar auf mein ganzes zukünftiges leben einen entscheidenden Einfluss hatte [...], denn in diesen nördlichen Gegenden sind es die Naturschönheiten, die die Hauptrolle spielen, während die lebendigen Kinder der Natur, die Menschen, ihnen gegenüber nur eine untergeordnete Stellung einnehmen.“[2]
Unser Gemälde soll etwa dreißig Jahre später, in den 1860er Jahren, entstanden sein. Die romantische Vorliebe für die Darstellung einsamer Bäume in kargen Landschaften entwickelte Balke vermutlich, nachdem er in den 1830er Jahren in Dresden Gemälde von Johan Christian Dahl und Caspar David Friedrich gesehen hatte. Es gibt eine größere Variante dieses Sujets (derzeitiger Verbleib unbekannt), die von zwei Figuren in der Tracht der Sami, der Urbevölkerung der Finnmark, belebt wird.
Das Fehlen einer Kunstakademie in Norwegen war für Balke ein guter Grund, das Land 1828 zu verlassen und sich an der Stockholmer Kunstakademie einzuschreiben. 1830 besuchte er Kopenhagen, wo ihn die Gemälde von Dahl sehr beeindruckten. In den Sommern reiste er weiterhin ausgiebig in Norwegen und unternahm 1832 seine erste Reise nach Nordnorwegen. 1835 hielt er sich für mehrere Monate in Dresden bei Dahl und Friedrich auf.[3] Er reiste weiter nach Paris, wo er mit dem norwegischen Landschaftsmaler Thomas Fearnley in Kontakt kam.
Zurück in Norwegen begann er in den frühen 1840er Jahren, die ersten seiner großen Werke zu schaffen, obwohl die öffentliche Anerkennung weitgehend ausblieb. 1844 ging Balke nach Paris. Es gelang ihm eine Audienz bei König Louis-Philippe zu bekommen, der als junger Mann den Norden Norwegens bereist hatte und deshalb sehr daran interessiert war Balke kennenzulernen. Balke zeigte dem König seine Ölskizzen von Nordnorwegen, die er nach Paris mitgebracht hatte. König Louis-Philippe wählte 30 von ihnen aus, die als Ölgemälde ausgearbeitet werden sollten. 26 dieser Ölskizzen befinden sich noch heute im Museé du Louvre. Balkes künstlerische Zukunft schien nun gesichert, aber die unsichere politische Situation in Paris setzte den Plänen des Königs ein Ende. Balke sah sich 1849 gezwungen nach London zu gehen. Dies ermöglichte ihm das Studium von Turners Werk, dessen Bilder ihn in der Radikalisierung seiner Maltechnik bestärkt haben dürften.[4]
1850 kehrte er dann endgültig nach Norwegen zurück. Er trat der sozialistischen Arbeiterbewegung bei und nahm verschiedene soziale und politische Ämter an. Von der Öffentlichkeit unbeachtet widmete er sich auch weiterhin der Malerei. [5]
Balkes Werk ist in den letzten Jahren wiederentdeckt worden. Seine Leistung ist nun weithin anerkannt und er wurde mit einer Reihe von Einzelausstellungen geehrt, von denen die erste in Skandinavien im Nordnorwegischen Kunstmuseum in Tromsø stattfand. Es folgten eine große Ausstellung in der National Gallery in London in den Jahren 2014-15 und eine dritte Ausstellung im Metropolitan Museum of Art in New York im Jahr 2017. [6]
- Siehe Paintings by Peder Balke, Ausst. Kat., London, National Gallery und Tromsø, Northern Norway Art Museum, London 2014, S. 64.
- Zitiert nach Peder Balke. Ein Pionier der Moderne, ebd., S. 10.
- In Dresden geriet Balke unter den Einfluss von Friedrich und Dahl. Dahl war ein Landsmann und wohnte mit Friedrich zusammen. Balke fühlte sich von Friedrichs Umgang mit der Natur angezogen, was sein Werk nachhaltig beeinflussen sollte. Siehe Knut Ljøgodt, ‘In Quest of the Sublime: Peder Balke and the Romantic Discovery of the North’, in Paintings by Peder Balke, ebd., p. 52
- Die erste Einzelausstellung in Großbritannien wurde von der National Gallery in London veranstaltet und lief vom 14. November 2014 bis 15. April 2015.
- Siehe Marit Ingeborg Lange, ‘Peder Balke: Vision and Revolution’, in Paintings by Peder Balke Paintings by Peder Balke, ebd., pp. 6-41.
- Peder Balke: Painter of Northern Light, Metropolitan Museum of Art, New York, 10 April - 9 July 2017. Siehe <http://www.metmuseum.org/exhibitions/listings/2017/peder-balke> (aufgesucht am 18.11.2020).