Johan Christian Dahl
(Bergen 1788 - 1857 Dresden)
Felsen in der sächsischen Schweiz bei Lohmen, Juni 1825
Öl auf Papier auf Leinwand, 16 x 12 cm
Signiert und datiert unten links Dahl/Juni 1825
Provenienz:
John Eckhoff, Oslo O.r.sakf. (Generalstaatsanwalt)
Nils Onsager, Oslo[1]
Norwegische Privatsammlung
Literatur:
Johan Langaard, J.D.Dahl's verk, Oslo 1937, Nr. 271
Marie Lødrup Bang, Johan Christian Dahl 1788-1857. Life and Works, Bd. 2, Oslo 1987, Nr. 482
Nach seiner Rückkehr aus Italien im Sommer 1821 beschäftigte sich Johan Christian Dahl immer wieder mit den abwechslungsreichen Landschaften seiner Wahlheimat Dresden: dem großen Garten, den Elbhängen und der Sächsischen Schweiz, um nur einige zu nennen. Die dabei entstandenen reizvollen Ölstudien sind individuelle Eindrücke der Natur. Sie halten nicht nur die Topographie, sondern auch die aktuell herrschenden Wetter- und Lichtverhältnisse fest.
Viele Studien entstanden in der sächsischen Schweiz. Neben den dramatischen Felsformationen, wie beispielsweise der Borstei, schätzte der Maler besonders die engen, tief eingeschnittenen Täler der kleinen Elbzuflüsse, den Plauenschen Grund, den Rabenauer Grund und den Liebethaler Grund.
In sein Tagebuch notierte Dahl am 13. Juni 1825 einen Ausflug nach Lohmen, einer Ortschaft nahe dem Liebethaler Grund: Kam zurück von Lohmen, wo ich 4 Tage beim Malen zusammen mit den Landschaftsmalern Müller und von Hauch verbrachte. Die vorliegende Skizze ist Teil einer Gruppe von fünf Naturstudien, mit identischer Datierun Juni 1825, die folglich wohl alle auf der Exkursion nach Lohmen entstanden sind (Bang Kat.Nr. 480-484, Abb. 1). [2]
Der Liebethaler Grund – jener tief eingeschnittene, wildromantische Durchbruch der Wesenitz durch das Elbsandsteingebirge bei Lohmen in der sächsischen Schweiz – war im frühen 19. Jahrhundert ein beliebter Ausflugsort der Landschaftsmaler. Dahl wandelte zudem auf den Spuren seines Freundes Caspar David Friedrich, welcher schon Jahrzehnte zuvor im Liebethaler Grund skizziert hatte. Am liebsten stelle ich die Natur in ihrem freien und wilden Zustand dar, in Gegenden mächtiger Fels- und Waldpartien; deshalb bin ich auch hier [Dresden] nicht so vollkommen zufrieden; trotzdem die Natur in gewisser Hinsicht sehr schön ist, erscheint sie mir doch etwas kleinlich, man findet zu viele Spuren von Menschenhänden (Dahl in einem Brief an Kronprinz Christian Frederik am 26. November 1818). So hat Dahl in der wilden Natur der sächsischen Schweiz wohl gerade nach unberührten Flecken gesucht, die noch nicht von Menschen überformt und kultiviert waren.
Eindrucksvoll gibt Dahl die Lichtsituation in dem engen Tal wieder. Der Himmel ist kaum sichtbar und das Sonnenlicht erhellt Steine und Baumstämme punktuell. Braun- und Grüntöne dominieren. Moosbedeckte Steine und Felsen, Gräser und Ranken in dichtem Mischwald, dominieren die Skizze. Nur am rechten oberen Bildrand wird der Himmel in einem Ausschnitt sichtbar. Eine rotblühende Blume rechts unten fängt den Blick. Das Motiv der Birke ist in Dahls Gemälden immer wieder präsent: Man kann die Stellung, die die Birke in Dahls Kunst einnimmt, mit dem Stellenwert der Eiche bei Friedrich vergleichen.[3]
Nach Beendigung seines Studiums an der Akademie in Kopenhagen begab sich der Norweger im Sommer 1818 auf die ‚Grand Tour’, machte im Herbst des Jahres in Dresden Halt und freundete sich mit Caspar David Friedrich an. Im Anschluss an seine 1820 begonnene Italienreise ließ er sich 1821 dauerhaft in Dresden nieder. Ab 1823 lebte er im selben Haus wie Friedrich mit Blick auf die Elbe.[4]
[1] Nils Onsager (1874-1953), norwegischer Rechtsanwalt und Naturforscher, Autor zahlreicher Artikel über Wanderreisen, oft in den Jahresbüchern des norwegischen Tourismusverbandes, sowie zwei Reisebücher. Vgl. https://nbl.snl.no/Nils_Onsager (13.12.2017). Besitzer einiger Bilder von Dahl. Vgl. Marie Lødrup Bang, Johan Christian Dahl 1788-1857. Life and Works, Bd. 2, Oslo 1987, S. 396.
[2] In der früheren Forschung sind sie, in Unkenntnis des Tagebuches, auch mit dem unweit gelegenen Rabenauer Grund in Verbindung gebracht worden.
[3] Dahl und Friedrich. Romantische Landschaften, Kat. Ausst. Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Olso, Najsonalmuseet for kunst, architektur og design, Oslo/Dresden 2014, S. 111.
[4] Hans-Joachim Neidhardt, 'Johan Christian Dahl – ein norwegischer Maler in Dresden', in Johan Christian Dahl 1788-1857. Ein Malerfreund Caspar David Friedrich, Kat. Ausst. München, Neue Pinakothek, München 1988, S. 15-19.