Wassily Kandinsky – VERKAUFT

Wassily Kandinsky (Moskau 1866 - 1944 Neuilly-sur-Seine)

Planegg I – Landschaft bei München, ca. 1901

Öl auf Leinwand, auf Malkarton aufgezogen, 23,5 x 32,8 cm
Signiert unten links KANDINSKY
Rückseitig bezeichnet Planegg b. München / Kandinsky / Nr. 74

Provenienz:
Privatauktion im Studio von Adolf Erbslöh zur Unterstützung der “Neuen Künstlervereinigung München”, 15. März 1911, München[1] Dr. Fröhner, München (erworben für 50 Mark bei der oben genannten Auktion)
Galerie Aktuaryus, Zürich
Änne Abels, Köln
Galerie Jan Dik, München (1966 oder 1968)
Privatsammlung Georg Schäfer, Schweinfurt
Privatsammlung, Deutschland

Ausstellung:
Van Gogh und die Moderne, Museum Folkwang Essen Aug. - Nov. 1990, Rijksmuseum Vincent van Gogh Amsterdam Nov. 1990 - Feb. 1991, Freren 1990,
Nr. 169a, Abb. S. 383
Der frühe Kandinsky 1900-1910, Brücke Museum Berlin Sep. - Nov. 1994, Kunsthalle Tübingen Dez. 1994 - Feb. 1995, München 1994, Nr. 5 (mit Abb.)
Wassily Kandinsky, Tra Monaco e Mosca 1896-1921, Museo Centrale del Risorgimento Rom Okt. 2000 - Feb. 2001, Rom 2000, S. 59 (mit Abb.)
Künstler sehen Bayern. Bayern lässt staunen. Gemälde und Zeichnungen aus der Sammlung des Museums Georg Schäfer. Museum Georg Schäfer Schweinfurt Mai - Okt. 2013, Schweinfurt 2013, S. 110, Nr. 41 (Abb. S. 111)

Literatur:
Will Grohmann, Wassily Kandinsky 1866-1944. Leben und Werk. Köln 1958, S. 343, Nr. 74 (Nr. 74 entspricht dem handschriftlichen Katalog Kandinskys, bei Grohmann ohne WVZ Nr., ohne Abb.)
Hans K. Roethel, Jean Benjamin, Kandinsky. Werkverzeichnis der Ölgemälde 1900-1944, München 1982, Bd. I, S. 65, Nr. 20 (mit Abb.)
Kandinsky. Malerei 1908-1921, Tate Gallery London Juni - Oktober 2006, Kunstmuseum Basel Okt. 2006 - Feb. 2007, Basel 2006, S. 22 (mit Abb.)

Planegg bei München war zu Kandinskys Zeit ein beliebter Erholungsort. Der Künstler stellt die bäuerliche Landschaft des Voralpenlandes dar durch die sich ein Feldweg schlängelt der im Hintergrund in einem Wald verschwindet. Dahinter sieht man zwischen Wolkenbänken die Alpen. Die grelle Farbigkeit fängt das gleißende Licht eines Sommertages ein. Der Farbauftrag erfolgt mit dem Pinsel und dem Spachtel. Daraus entsteht ein interessantes Wechselspiel zwischen realistischen Tendenzen einerseits und dem Wunsch in der Landschaft die Innenwelt des Künstlers zu artikulieren.[2]

Kandinsky selbst schreibt über seine Studien in der Natur: Im Studienmalen ließ ich mich gehen. Ich dachte wenig an Häuser und Bäume, strich mit dem Spachtel farbige Streifen und Flecken auf die Leinwand und ließ sie so stark singen, wie ich nur konnte.[3]

Die beiden vorgestellten Landschaftsgemälde Kandinskys, Planegg 1 um 1901 und Portofino von Rappallo aus um 1906, bilden mit anderen zwischen 1901 und 1908 entstandenen Landschaften eine Werkgruppe in der die Einflüsse des französischen Spätimpressionismus und van Goghs sichtbar sind[4]. Sie entstehen in der Landschaft um München und auf den vielen Reisen die der Künstler gemeinsam mit Gabriele Münther 1903-1904 unternimmt, sowie dem längeren Aufenthalt 1906/1907 in Sèvres bei Paris. Die Maltechnik des punktuellen Farbauftrages erinnert an pointilistische und divisionistische Malerei der Jahrhundertwende, die Farbigkeit und Bildwirkung ist aber deutlich expressiver.

Beide vorgestellten Werke sind zwischen 1900 und 1906 entstanden, jener Zeit in der München das Zentrum von Kandinskys Leben war. Sein künstlerisches Interesse galt einerseits Motiven die er in der russischen Folklore fand und in eine vom Jugendstil und von symbolistischen Tendenzen der Jahrhundertwende getragene Bildsprache umsetzte. Seine besondere Aufmerksamkeit galt aber der Landschaftsmalerei. Beeinflusst wurde er von seinem Lehrer Franz Stuck und jenen Künstlern mit denen zusammen er 1901 in München die Gruppe Phalanx gegründet hatte. Einen starken Einfluss hatten ganz offenbar auch jene französischen Künstler wie etwa Monet, Signac u.a., die ebenfalls bei der Phalanx ausstellten.


[1] Siehe hierzu auch die von Gabriele Münter angefertigte Skizze bzgl. der von Kandinsky versteigerten Werke vgl. Hans K. Roethel, Jean Benjamin, Kandinsky. Werkverzeichnis der Ölgemälde 1900-1944, München 1982, Bd I., S. 21.

[2] Siehe u.a. zu Kandinskys frühen Landschaften: Rosel Gollek, Wassily Kandinsky. Frühe Landschaften, München 1978. Der frühe Kandinsky 1900-1910, Sep. - Nov. 1994 Brücke Museum Berlin, Dez. 1994 - Feb. 1995 Kunsthalle Tübingen, München 1994.

Hai-Young Song,Wassily Kandinsky. Von den frühen Landschaften zur Komposition (1901-1911), Regensburg 1995.

Reinhard Zimmermann, ‚Kandinsky. Der Weg zur Abstraktion’, in Kandinsky. Malerei 1908-1921, Basel 2006, S.22f.

[3] Hans Konrad Roethel, Jelena Hahl-Koch (Hrsg.),Wassily Kandinsky 1866-1944. Die gesammelte Schriften, Bern 1980, S. 36.

[4] In den handgeschriebenen Inventarlisten seiner Werke, den „Hauskatalogen“ unterscheidet Kandinsky zwischen „Bildern“, Kleinen Ölstudien“, „Farbigen Zeichnungen“ und „Dekorativen Skizzen“. Vgl. Will Grohmann, Wassily Kandinsky 1866-1944. Leben und Werk, Köln 1958,
S. 329ff.

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