Lovis Corinth

Lovis Corinth
(Tapiau 1858 - 1925 Zandvoort)

St. Ulrich im Grödnertal bei Regen, 1913

Öl auf Leinwand, 90 x 65 cm
Signiert und datiert unten Mitte LOVIS CORINTH 1913

Provenienz:
Fritz Lenzner, Stettin[1];
Auktion Rudolph Lepke, 1.-2.11.1935 Berlin, Los 435, Einlieferer L., S., Sammlung L. [Lenzner, Stettin][2];
Carl Nicolai, Bad Kohlgrub[3];
Sammlung Georg Schäfer, Schweinfurt (1953 erworben bei Carl Nicolai);
Deutsche Privatsammlung;
Privatsammlung, New York.

Ausstellung:
Lovis Corinth. Ausstellung von Gemälden und Aquarellen zu seinem Gedächtnis, Berlin, Nationalgalerie 1926, Nr. 234 (Leihgeber Fritz Lenzner, Stettin)
Lovis Corinth Gedächtnis-Ausstellung, Hannover, Landesmuseum 1950, Nr. 70 (Leihgeber Carl Nicolai, Bad Kohlgrub)

Literatur:
Charlotte Berend-Corinth, Die Gemälde von Lovis Corinth, Werkkatalog, München 1958, Nr. 583, Abb. S. 603
Thomas Corinth, Lovis Corinth. Eine Dokumentation, Tübingen 1979, S. 181
Charlotte Berend-Corinth, Die Gemälde von Lovis Corinth, Werkkatalog, München 1992, Nr. 583

 

 

Juni bis August 1913 verbrachte Lovis Corinth mit seiner Familie zur Sommerfrische im Südtiroler Grödner Tal. Zusammen mit seiner Frau und den beiden Kindern Thomas und Wilhelmine mietete er sich in der Villa Mondschein in St. Ulrich ein, wo die Familie bereits zwei Jahre zuvor einen Sommerurlaub verbracht hatte. Ein Gruppenfoto zeigt das Ehepaar mit den beiden Kindern, im Hintergrund die Hausangestellten (Abb.1).

Corinth_Familie

Abb. 1 Lovis Corinth mit seiner Familie in den Bergen, 1913

Noch immer hatte sich Corinth nicht vollständig von seinem ersten starken Schlaganfall im Dezember 1911 erholt, der so schwerwiegend war, dass er im Jahr darauf kaum malen konnte.

Im Sommer 1913 arbeitete Corinth nun an mehreren Gemälden und musste mit seiner Produktion einigermaßen zufrieden gewesen sein. Am 13. August 1913 schrieb er an seinen Freund, den Maler Hermann Struck: Das Wetter – bis auf einige wundervolle Tage – war hier recht mäßig. Meine Arbeiten sind immerhin viel; auch hoffe ich Fortschritte gemacht zu haben.[4]

Neben St. Ulrich im Grödner Tal bei Regen entstand eine weitere Landschaft Brücke in Tirol (Berend-Corinth Nr. 581). Außerdem schuf er ein wunderbares Selbstbildnis mit Tiroler Hut (Nr. 586), heute Folkwang Museum Essen, sowie Porträts der Tochter, Nacktes Kind im Waschzuber (Nr. 578) und Wilhelmine im Trachtenkleid (Nr. 585), sowie Porträts seiner Frau, Mädchen im Waldbach (Nr. 579) und Tirolerin mit Katze (Nr. 584).

Corinth_Groedner_Zeichnung

Abb. 2 Lovis Corinth, Vorzeichnung zu St. Ulrich im Grödnertal, beschriftet Tÿrol und signiert Lovis Corinth unten rechts, Bleistift auf Papier, 41 x 32 cm

Dargestellt ist eine Hangpartie mit saftigen Wiesen und einigen Häusern der Ortschaft St. Ulrich. Wie der Künstler selbst bemerkt, entstand das Werk bei Regenwetter.[5] Der Künstler arbeitete wohl im Freien, unter einem Vordach oder am offenen Fenster. Darauf weist nicht nur die provisorische Aufspannung der Leinwand hin, sie war nicht auf einen Keilrahmen gespannt, lediglich provisorisch fixiert, sondern auch die auffällig reduzierte Palette. Trotz des dynamischen Pinselduktus und des pastosen Farbauftrags ist das Gemälde durchaus detailliert. An dem Haus links ist die ortstypische Lüftlmalerei zu erkennen und der Strommast daneben ist festgehalten (siehe auch das Familienfoto, Abb. 1). Eine Vorzeichnung (Abb. 2) zeigt bereits die große Anlage mit der von unten links nach oben rechts verlaufenden Diagonalkomposition.

 

 


[1] Vgl. Charlotte Berend-Corinth, Die Gemälde von Lovis Corinth, Werkkatalog, München 1992, Nr. 583.

[2] Vgl. Annotierter Auktionskatalog, RKD Den Haag.

[3] Vgl. Berend-Corinth 1992, op. cit., Nr. 583.

[4] Thomas Corinth, Lovis Corinth, eine Dokumentation, Tübingen 1979, S. 180.

[5] Corinth, op. cit. S. 180.

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