Giuseppe de Nittis

Giuseppe de Nittis
(Barletta 1846 - 1884 Saint-Germain-en-Laye)

The Serpentine im Hyde Park, London, um 1879

Öl auf Holz, 26,5 x 35 cm
Signiert unten links De Nittis
Rückseitig Nachlassstempel Atelier de Nittis und Stempel der Sammlung Sommaruga

Provenienz:
Angelo Sommaruga, Paris;
Mario Crespi, Mailand.[1]

Literatur:
E. Piceni, De Nittis, Mailand 1955, S. 171, Nr. 121;
M. Pittaluga und E. Piceni, De Nittis. Catalogo generale, Mailand 1963, Nr. 451;
P. Dini und G.L. Marini, De Nittis: la vita, i documenti, le opere dipinte, Turin 1990, Bd. I, S. 407, Nr. 744; Bd. II, Abb. 744 (Paesaggio Inglese II)

 

Giuseppe de Nittis ist einer der bekanntesten italienischen Maler des 19. Jahrhunderts. Nach begonnener Ausbildung am Istituto di Belle Arti in Neapel wandte er sich bald vom akademischen Betrieb ab, knüpfte Verbindungen zu der jungen Florentiner Künstlergruppe der Macchiaioli und beschäftigte sich wie diese mit der Freilichtmalerei. Bereits 1868 siedelte er nach Paris über, wo es ihm bald gelang, unter den Pariser Künstlern und Intellektuellen eine hervorragende Stellung einzunehmen. Eine 1870 angetretene Italienreise verlängerte sich durch den Beginn des deutsch-französischen Krieges auf fast drei Jahre. De Nittis beschäftigte sich während dieser Zeit vor allem mit der italienischen Landschaft - berühmt sind seine Impressionen des Vesuvs - sein bevorzugtes Medium war die plein-air Skizze, die er zu bis dahin unerreichter Perfektion brachte. Endlich nach Paris zurückgekehrt, war er 1874 auf der ersten Ausstellung der Impressionisten im Atelier des Fotographen Nadar vertreten. Auch in London war de Nittis wie seine Zeitgenossen Tissot, Whistler und Monet, sehr erfolgreich. Er war eine herausragende Persönlichkeit des Pariser Kulturlebens, sein Haus eine wichtige Begegnungsstätte französischer und italienischer Künstler und Intellektueller, unter anderen Degas, Manet, Daudet und Zola.[2]

Der Maler besuchte London das erste Mal 1874.[3] Dort lernte er den Bankier Kaye Knowles kennen, der sich zu seinem wichtigsten Auftraggeber in England entwickelte. Bis 1881 pendelte er regelmäßig zwischen Paris, Italien und London. 1879 verbrachte er April bis August, November und Dezember in der englischen Hauptstadt. Im Juli fand die Eröffnung seiner Einzelausstellung in den King Street Galleries statt. De Nittis hielt markante Orte in London wie die Bank of England, die National Gallery, den Trafalgar Square, Piccadilly und Westminster in seine Gemälden fest. Neben diesen Großstadtszenen, entstanden auch atmosphärische Darstellungen abseits des Trubels – vergleichbar mit jenen Claude Monets, der 1870/71 während seines Aufenthaltes in London die Themse, Green Park und Hyde Park von diversen Standorten malte.[4]

Abb. 1 Giuseppe de Nittis, Die Brücke, Öl auf Holz, 27 x 35 cm

Abb. 1 Giuseppe de Nittis, Die Brücke, Öl auf Holz, 27 x 35 cm

 

 

 

 

 

 

 

 

De Nittis schuf eine Serie von Ansichten des Hyde Parks[5]: vier nahezu formatgleiche Ölskizzen – darunter diese Darstellung und Die Brücke (Abb. 1), und eine weitere, kleinere Ansicht Paesaggio Inglese IV – entstanden rund um The Serpentine, einen künstlich gestauten See im Hyde Park[6] (Abb. 2). Am rechten Bildrand sind zwei Bögen der Serpentine Bridge mit schnellen Pinselstrichen angedeutet. Die untere Bildhälfte wird von einer braun-grünen Rasenfläche eingenommen, die bis an den See reicht, in welchem sich der mit Wolken verhangene Himmel und Bäume des gegenüberliegenden Ufers spiegeln. De Nittis Auge für das Atmosphärische, sensibilisiert durch seinen engen Kontakt zu den französischen Impressionisten, sprechen aus dieser meisterlichen plein-air Ölskizze.

Abb. 2 Serpentine im Hyde Park, 1833

Abb. 2 Serpentine im Hyde Park, 1833


  1. Mario Crespi (1879-1962) betrieb zusammen mit seinen Brüdern ein Textilunternehmen und war Herausgeber der Zeitung Corriere della Sera in Mailand. Vgl. Roberto Romano, 'Mario Crespi', in Dizionario Biografico degli Italiani, Bd. 30, 1984.
  2. 2 Vgl. Dini und Marini, op. cit., Bd. I, S. 83-161.
  3. Vielleicht war de Nittis bereits 1873 zusammen mit dem Maler Telemaco Signorini bei einem Kurzbesuch in London. Vgl. Dini und Marini, op. cit., Bd. I, S. 98.
  4. Vgl. John House, 'Le sujet chez Monet', in Guy Cogeval (Hg.), Claude Monet: 1840-1926, Kat. Ausst., Paris, Galeries Nationales d'Exposition du Grand Palais, Paris 2010, S. 22.
  5. Paesaggio Inglese I, Öl auf Holz, 26 x 36 cm, WVZ Nr. 743;
    Paesaggio Inglese III,
    Öl auf Holz, 26 x 36 cm, WVZ Nr. 745;
    Die Brücke (Paesaggio Inglese),
    Öl auf Holz, 27 x 35 cm, WVZ Nr. 747 (Abb. 1);
    Paesaggio Inglese IV, Öl auf Holz, 9 x 18 cm, WVZ Nr. 746.
  6. Der Serpentine entstand 1730 auf Veranlassung von Königin Caroline, Gattin Georgs II., durch Stauen des Flusses Westbourne. Das besondere an dem künstlich angelegten Serpentine ist, dass er in seiner Form einem natürlichen See nachempfunden ist. In den 1820er Jahren wurde der Hydepark von Decimus Burton unter König Georg IV. umgestaltet und 1826 die Brücke von John Rennie über den Serpentine gebaut. Vgl. Landscape History: Hyde Park – Park of pleasure: http://www.royalparks.org.uk/parks/hyde-park/about-hyde-park/landscape-history (Zugriff 13.05.2022).

 

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