Peder Balke – VERKAUFT

Peder Balke
(Hedemarken, Norwegen 1804 - 1887 Kristiania)

Die Festung Vardøhus bei stürmischer See, 1844

Öl auf Leinwand, 12 x 16,5 cm
Signiert und datiert unten rechts Balke/1844,
auf der Rückseite aus einem Gedenkalbum für Louise Franke von 1844.

Provenienz:
Louise Franke, Dresden, 1844;
Christie's, Wien, Auktion Mauerbach Benefit Sale, 29.10.1996, Lot 299;
Daniel Katz Gallery, London, 2014;
Privatsammlung, USA.

Ausstellung:
Peder Balke: Painter of Northern Light, The Metropolitan Museum of Art, New York, 2017.[1]

 

Kurz nach Peder Balkes Ankunft in Stockholm 1829 besuchte er das neu errichtete Schloss Rosendal, um Johann Christian Ezdorfs Bilder von Finnmark zu bestaunen: vor allem die Werke des Nordkaps und der Festung Vardøhus beeindruckten den jungen Maler so sehr, dass er nur wenige Jahre später selbst eine Reise in den Norden unternahm.[2] Fortan sind Balkes Landschaften von der rauen Natur Nordnorwegens geprägt, wie der Künstler sie im Herbst 1832 auf seiner Reise in die Finnmark erlebte.[3]

Der Bezirk Finnmark liegt im äußersten Nordosten des Landes und ist die einzige direkte Grenze Norwegens mit Russland. Balke reiste von Trondheim zum Nordkap und weiter ostwärts nach Vardø und Vadsø. Ein Sturm vor der Halbinsel Nordkyn zwang die Reisegruppe, eine Woche lang Schutz in der Festung Vardøhus zu suchen, dem Motiv dieses Bildes. ‚Am Tag nach unserer Ankunft in Vardø überquerte ich die Insel, um einen guten Blick auf das Meer zu haben, das sich nach dem Orkan des Vortages an den Klippen brach, und der herrliche Anblick, der sich meinem prüfenden Blick offenbarte, wird nie aus meiner Erinnerung verblassen. Ich hatte mich auf einem Felsplateau etwa 100 Fuß über dem Meer positioniert, und hatte das Gefühl, mich an der Klippe festhalten zu müssen, als sich die Brandung gegen die Felswand schleuderte und mit einem ohrenbetäubenden Geräusch wie Donner wieder in die wogende See rollte, nur um denselben fruchtlosen Angriff auf die unerschütterliche Wand zu wiederholen, um welche die mächtigen Wellen des Arktischen Ozeans wirbelten.’[4]

Abb. 1 Vardøhus Festung, 1832, Bleistift auf Papier, 16 x 30 cm, Northern Norway Art Museum, Tromsø.

Auf der rechten Seite des vorliegenden Gemäldes sind die Kleinstadt Vardø und die Festung Vardøhus zu sehen. Die Festung ist die nördlichste Wehranlage Norwegens. Sie wurde von König Håkon V. um 1300 auf der Insel Vardøya errichtet. Ihren heutigen octogonalen Grundriss 1738. Vardø und die Festung Vardøhus sind neben dem Nordkap und dem Berg Stetind Balkes bevorzugte Motive. Die Eindrücke der Reise, die er in Zeichnungen festhielt (Abb. 1), waren für seine weitere Entwicklung von zentraler Bedeutung und kehren in seinen späteren Arbeiten ständig wieder. Balke strebte nicht nach exakter Wiedergabe der Topographie, sondern war mehr um eine dramatische Überhöhung der Landschaften Norwegens bemüht.

Das vorzustellende, 1844 datierte Bild ist eines der frühesten Werke aus einer Gruppe, die sich mit Vardøhus bei Sturm beschäftigen. Extreme Wettersituationen bilden immer wieder das Zentrum seiner Dramaturgie. Die Werkgruppe veranschaulicht eine entscheidende stilistische Entwicklungsphase des Künstlers, der seine bildnerischen Mittel zunehmend vereinheitlichte.[5] Seit Anfang der 1840er Jahre bevorzugt er eine monochrome Farbpalette, die an niederländische Grisaillemalereien des 17. Jahrhunderts erinnert.  In unserem Bild herrschen dunkle Töne vor. Die Schaumkronen, in pastosem Weiß locker aufgetragen, akzentuieren das Spiel der Wogen. In der Ferne erhebt sich von unwirklichem Licht bestrahlt die Festung. Ausgehend von der niederländischen Marinemalerei des 17. Jahrhunderts und den bekannten Darstellungen der Romantik, entwickelte Balke eigenständige Landschaftsvisionen[6]. Das gegen die stürmische See ankämpfende Schiff wird bei Balke zu einer Metapher der Ungewissheit menschlichen Überlebens in ungezähmter Natur.

Bei wenigen Werken Balkes ist der Erstbesitzer bekannt. Eine Inschrift auf der Rückseite dieses Gemäldes deutet darauf hin, dass es im Entstehungsjahr 1844, also während Balkes zweitem Dresden-Aufenthalt 1843 bis Frühjahr 1844,[7] entstanden ist und Eingang in das album amicorum von Louise Mathilde Franke (1815-1845), der ersten Ehefrau von Karl Philipp Franke[8] und Schwester des Malers Lorenz Frölich (1820-1908), gefunden hat.


[1] Siehe https://www.metmuseum.org/art/collection/search/690282  (18.04.2022).
Diese Ausstellung ist die erste in den Vereinigten Staaten, die sich mit diesem einzigartigen, visionären Maler beschäftigt. Sie vereint 17 Gemälde von Balke aus Privatsammlungen, die im Kontext mit Gemälden seiner Landsleute aus der Sammlung des Met präsentiert werden. Dies ist eine einzigartige Gelegenheit, das Werk eines Künstlers zu erkunden, der sich auf jene Aspekte der Kunst und der Natur konzentrierte, die Ehrfurcht hervorrufen und als das Erhabene bekannt sind.

[2] Siehe Paintings by Peder Balke, Kat. Ausst. London, National Gallery, Tromsø, Northern Norway Art Museum, London 2014, S. 14.

[3] Reiseroute siehe Paintings by Peder Balke, op. cit. S. 64.

[4] Per Kvaerne und M. Malmanger (Hgg.), Un peintre norvégien au Louvre. Peder Balke (1804-1887) et son temps, Oslo 2006.
‚The day after our arrival at Vardø I crossed the island for a good view of the sea breaking against the cliffs after the previous day's hurricane, and the magnificent sight that manifested itself to my scrutinizing gaze will never fade from my memory.  I had positioned myself on a rocky plateau some 100 feet above the sea, and I felt I had to hold on tight to the cliff when the backwash hurled itself against the rock face and with a deafening sound like thunder rolled out again into the heaving sea, only to repeat the same fruitless onslaught on the unshakeable wall around which swirled the mighty waves of the Arctic Ocean.'

[5] Die Festung von Vardøhus, 1850ger Jahre, Öl auf Leinwand, 92 x 104 cm, KODE - Art Museum Bergen, Inv. Nr. BB.M.398;
Die Festung von Vardøhus, ca. 1870, Öl auf Platte, 23 x 18 cm, Nasjonalmuseet for kunst, arkitektur og design, Oslo, Inv. Nr. NG.M.01321.

[6] Siehe Peder Balke. Ein Pionier der Moderne , Kat. Ausst. Kunsthalle Krems, Ordrupgaard, Kopenhagen, 2008, S. 22.

[7] Siehe Un peintre norvégien au Louvre, op. cit., S. 37.

[8] Von Etatsrat Franke aus Kopenhagen ist bekannt, dass er drei Bilder von Johan Christian Dahl besessen hat. 1843 und 1944 weilte er in Dresden. Francke war in erster Ehe mit Louise Mathilde verheiratet. Siehe https://www.deutsche-biographie.de/gnd116697601.html#ndbcontent (26.05.2022).

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