Otto Hesselbom
(Ånimskog, Dalsland, Schweden 1848 - 1913 Säffle, Värmland)
„Vårt land“ - Unser Land, 1903
Öl auf Leinwand, 39 x 95 cm
Signiert und datiert unten rechts O. Hesselbom 1903.
Provenienz:
Sammlung Dr. Otto und Beda Löfberg, Malmö (1942);
In Erbfolge.
Literatur:
Christian Faerber, Konst i svenska hem: målningar och skulpturer från 1800 till våra dagar, Bd. 9, Göteborg 1942, S. 474.
Nach einer Ausbildung an der Kunst- und Designschule in Stockholm um 1868, bereiste Otto Hesselbom Schweden als Wanderprediger und stieß dabei auch in weitgehend unberührte Teile des Landes vor. In seiner Landschaftsmalerei stilisiert er die nordische Landschaft als Teil der nationalen Identität. Immer wieder besinnt er sich dabei auf Dalsland, die Landschaft seiner Kindheit, gelegen an der Westküste Schwedens nördlich von Göteborg. Einem Panorama gleich öffnen seine Landschaften einen weiten Blick über die endlosen Berg- und Waldlandschaften des Nordens, mit zahlreichen Flüssen und Seen, die in sanftem Morgen- oder Abendlicht glitzern. Die Erhabenheit der Landschaft soll an ihren göttlichen Schöpfer erinnern. Hesselboms Landschaftsmalerei ist im Kontext des nationalen Erwachens der skandinavischen Länder zu sehen, Norwegen erreicht seine Unabhängigkeit 1905, Finnland um 1917. Die Wurzeln der eigenen Tradition werden anders als in Mitteleuropa nicht nur in der Antike verortet, sondern auch in den Traditionen der nordischen Sagenwelt und der alten Kulte.
Das vorzustellende Gemälde datiert 1903 und ist eine kleinere Version des im Jahr zuvor entstandenen Vårt Land - Unser Land, welches sich im schwedischen Nationalmuseum befindet.1 Vårt Land gilt als der Inbegriff der schwedischen Landschaft2 und nimmt Bezug auf „Die Erzählungen des Fähnrich Stål“, eine Gedichtsammlung von Johan Ludvig Runeberg (1804-1877), die um 1900 neu verlegt und von dem schwedisch-finnischen Maler Albert Edelfeldt illustriert wurde. Das erste Gedicht in der Sammlung ist der Text der heutigen finnischen Nationalhymne:
Vårt land, vårt land, vårt fosterland,
Ljud högt, o dyra ord!
Ej lyfts en höjd mot himlens rand,
Ej sänks en dal, ej sköljs en strand,
Mer älskad än vår bygd i nord,
Än våra fäders jord.
O Heimat, unser Land, unser Land.
Kling laut, du teures Wort!
Kein Land, so weit der Himmelsrand.
Kein Land mit Berg und Tal und Strand
Wird mehr geliebt als unser Nord,
Hier unsrer Väter Hort.
Die ornamentalen Tendenzen des Jugendstils, der Hesselbom sicherlich auch durch seinen Berlin Aufenthalt 1896 bestens vertraut war, sind in dem 1903 entstandenen Gemälde erkennbar. Die Vogelperspektive verstärkt den Charakter des Panoramas. Einzelne, stilisierte Bäume auf einer kleinen Anhöhe auf der linken Bildseite akzentuieren die verschiedenen Bildebenen. Der Maler kombiniert die Vereinfachung der Form mit einem satten, flächigen Farbauftrag und einer raffinierten Lichtbehandlung, die den warmen Glanz des nordischen Sommers einfängt. Aufziehende, von der untergehenden Sonne bunt gefärbte Sommerwolken spiegeln sich in dem langsam dahinfließenden Fluss und dem See inmitten einer fast menschenleeren Waldlandschaft. Erst auf den zweiten Blick bemerkt der Betrachter eine dünne Rauchfahne und ein einsames Gehöft, die dem Menschen seinen bescheidenen Platz in dieser erhabenen Landschaft zuweisen.
Aufgewachsen im Dalsland, im Südwesten von Schweden, besuchte Hesselbom ab 1868 die Kunst- und Designschule in Stockholm. Unterbrochen von seiner Tätigkeit als Wanderprediger, studierte er von 1888 bis 1895 an der Königlichen Hochschule der bildenden Künste und stellte erstmals 1896 in Berlin aus. Er lebt ab 1906 in Säffle in Värmland, nicht weit von der Provinz Dalsland entfernt. Hesselblom zählt zu den führenden Vertretern der nationalromantischen Malerei in Schweden.3
1 Otto Hesselbom,Vårt land. Motiv från Dalsland, 1902, Öl auf Leinwand, 126 x 248 cm, Stockholm, Nationalmuseum, Inv. Nr. NM 1704.
2 Michelle Facos, Nationalism and the Nordic Imagination. Swedish Art of the 1890s, Berkley 1998, S. 188.
3 Siehe A Mirror of Nature. Nordic Landscape Painting 1840-1910, Kat. Ausst. Helsinki, Ateneum Art Museum, Stockholm, Nationalmuseum, Oslo, The National Museum of Art, Architecture and Design, Copenhagen, Statens Museum for Kunst, The Minneapolis Institue of Arts, 2006-7, S. 280.